Buchjournal-Fragebogen

#Autorenbesuchen - Heute bei Matthias Politycki

27. April 2020
Die Corona-Pandemie bestimmt derzeit unser Leben – und natürlich auch das von Autorinnen und Autoren. Zu Hause arbeiten ist für sie zwar nichts Neues, doch auch ihr Alltag sieht momentan oft ganz anders aus. Wir haben nachgefragt und präsentieren unter #Autorenbesuchen regelmäßig neue Antworten aus dem literarischen Homeoffice.

Matthias Politycki schreibt, seitdem er 16 ist und wurde schon mit seinem opulenten Romandebüt als "Formfex im Sprachfels" (Die Welt) gefeiert. Sein Werk besteht heute aus über 30 Büchern, darunter Romane, Erzähl- und Gedichtbände sowie vielbeachtete Sachbücher und Reisereportagen: "Weiberroman", "In 180 Tagen um die Welt", "Jenseitsnovelle", "Samarkand Samarkand" … Politycki gilt als großer Stilist und als Weltreisender unter den deutschen Autoren. Sein aktueller Roman, "Das kann uns keiner nehmen", erschien am 4. März. Eine Woche später hatte Corona auch das literarische Leben in Deutschland lahmgelegt.

Wie sehen Ihr Alltag und Ihre Arbeit momentan aus?
Ich habe mich entschlossen, die Ausgangsbeschränkung als eine unverhoffte Schreibklausur zu begreifen, und mit der Arbeit am nächsten Roman begonnen. Normalerweise hätte ich das noch lange nicht getan, denn …

Was ist die größte Herausforderung?
… erst vor wenigen Wochen ist ein Roman von mir erschienen. Kaum hatten wir die Buchpremiere gefeiert, übernahm Corona die Regie, und meine komplette Lesereise wurde abgesagt. Die größte Herausforderung für mich besteht seither darin, ein Buch loszulassen, kaum daß ich es in die Hände bekam. Schweren Herzens habe ich mich entschlossen … s.o.!

Worauf freuen Sie sich persönlich besonders, wenn die Krise mal vorbei ist?
Auf ein Bier in meiner Stammkneipe, reihum mit allen meinen Freunden. Es wird ein langer Abend werden.

Welches Buch lesen Sie gerade?
Jorge Luis Borges: Fiktionen.

Welches Buch sollten Buchjournal-Leser*innen jetzt oder später unbedingt lesen?
Wäre ein solch pauschaler Ratschlag nicht ein bißchen aufdringlich?

Was macht für Sie ein gutes Buch aus?
Satzbau, Rhythmus, Sound. Der Sog, den es durch seine eigene Sprache entwickelt.

Welches Buch würde in Ihrer Bibliothek niemand erwarten?
Das Rolling-Stones-Songbook von Zweitausendeins. Ich war ja Led-Zeppelin-Fan.

Wie sieht für Sie (in normalen Zeiten!) ein gelungener Tag aus?
Ein doppelter Espresso mit meiner Frau, noch im Bett. Ein langer Lauf mit einem Freund, und wir haben genug Luft, uns die ganze Zeit über zu unterhalten. Der Regenerationsdrink danach, die Dusche, die Glücksnudeln. Wenig später ein Stück Mohnkuchen und wieder Espresso. Es ist zu spät, um jetzt noch mit der Arbeit anzufangen. Meine Frau und ich verabreden uns für den Abend auf eine Flasche Wein. Bis dahin wird irgendwas verräumt oder sortiert.

Welche geheime (oder weniger geheime…) Leidenschaft haben Sie?
Auf einer Reise muß ich immer etwas kaufen – und sei’s ein Stück Seife –, damit die Reise nach der Heimkehr nicht ganz vorbei ist.

Eine Eigenschaft, die Sie bewundern?
Viel zu vertragen, in jeder Hinsicht.

Wofür sind Sie dankbar?
Daß ich (fast) jeden Tag neben der Frau aufwache, die ich liebe, seit nunmehr (fast) 28 Jahren.

Hier finden Sie eine Empfehlung von Matthias Polityckis kürzlich erschienenem Roman "Das kann uns keiner nehmen".