Buchjournal-Fragebogen

#Autorenbesuchen - Heute bei Romy Hausmann

28. April 2020

Die Corona-Pandemie bestimmt derzeit unser Leben – und natürlich auch das von Autorinnen und Autoren. Zu Hause arbeiten ist für sie zwar nichts Neues, doch auch ihr Alltag sieht momentan oft ganz anders aus. Wir haben nachgefragt und präsentieren unter #Autorenbesuchen regelmäßig neue Antworten aus dem literarischen Homeoffice.

Romy Hausmann, geboren 1981, war schon mit 24 Jahren Redaktions­leiterin bei einer Münchner Fernsehproduktion. Mit ihrem Thrillerdebüt "Liebes Kind" (erschienen im Februar 2019) gelang ihr der Sprung auf Platz 1 der SPIEGEL-Bestsellerliste, Übersetzungen erscheinen in 15 Ländern. 2019 erhielt sie für diesen Roman den Crime Cologne Award. Kürzlich ist ihr zweiter Thriller "Marta schläft" (dtv) erschienen. Romy Hausmann wohnt mit ihrer Familie in der Nähe von Stuttgart.

Wie sehen Ihr Alltag und Ihre Arbeit momentan aus?
So sehr unterscheidet sich mein derzeitiger Alltag gar nicht von Prä-Coronazeiten. Das einzige, was jetzt anders ist: Ich unterrichte meinen Sohn zu Hause und muss meine Schreib-Zeiten daher etwas anpassen. Zuvor habe ich hauptsächlich morgens gearbeitet, jetzt ist zu dieser Zeit Homeschooling angesagt, und das Schreiben rückt in den Nachmittag (findet dafür aber auch häufiger bei schönstem Sonnenschein in der Hängematte statt, was ja auch nicht ganz schlecht ist). Grundsätzlich bin ich eh recht entspannt – wir sind gesund, alles andere lässt sich organisieren und improvisieren.
 
Was ist die größte Herausforderung?
Das Gefühl, untätig zu sein, während die Welt aus ihrer Verankerung rutscht. Dieses Aussitzen und dennoch nicht wissen, was am Schluss dabei herauskommt, wann und wie diese Geschichte endet.

Worauf freuen Sie sich persönlich besonders, wenn die Krise mal vorbei ist?
Auf meine Freunde. Und das Meer. Und darauf, wieder auf Lesetour gehen zu können.
 
Welches Buch lesen Sie gerade?
"Die Wahrheit über den Fall Harry Quebert“ von Joël Dicker, ein Roman, um den ich lange herumgeschlichen bin, weil mich die doch enorme Seitenzahl etwas abgeschreckt hat. Inzwischen bin ich sehr froh, dass ich mich überwunden habe – ein wirklich tolles Lesevergnügen.

Welches Buch sollten Buchjournal-Leser*innen jetzt oder später unbedingt lesen?
"Je schneller ich gehe, desto kleiner bin ich“ von Kjersti A. Skomsvold und "Warten auf Bonjangles" von Olivier Bourdeaut. Beides kurze, aber sehr feine Romane, die gleichzeitig sämtliche emotionalen Knöpfe drücken. Zum Lachen, zum Heulen … ach, einfach wunderschön.

Was macht für Sie ein gutes Buch aus?
Ein gutes Buch darf dir keinen Ausweg, dich - hast du erst einmal angefangen zu lesen -, nicht entkommen lassen. Möglichst nicht mal dann, wenn du das Buch längst beendet hast. Bei mir persönlich funktioniert das gut über Emotionen, die ich einfach mitfühlen muss, eine aufregende Struktur und eine Handlung, die ich als Vielleserin dennoch nicht vorhersehen kann. Wenn der Autor oder die Autorin dann noch mit origineller Sprache aufwartet, bin ich ihm oder ihr höchstwahrscheinlich verfallen.

Welches Buch würde in Ihrer Bibliothek niemand erwarten?
Den „Psychrembel“ (Klinisches Wörterbuch) in der 257. Auflage von 1994.

Wie sieht für Sie (in normalen Zeiten!) ein gelungener Tag aus?
Ich habe Zeit mit meinem Sohn verbracht, mindestens drei (für mich) gute Seiten am aktuellen Manuskript geschafft und dennoch den Müll rausgebracht. Ich bin vermutlich sehr leicht zufrieden zu stellen.

Welche geheime (oder weniger geheime…) Leidenschaft haben Sie?
David Bowie. Und Katzen. Ich bin wirklich eine sehr verrückte Katzenfrau. Meine geliebte kleine Miep hat nach ihrem Tod sogar ein richtiges Grab hinter dem Haus bekommen. Ich habe Blumen gepflanzt und zünde jeden Abend eine Kerze für sie an.

Eine Eigenschaft, die Sie bewundern?
Ein Selbstbewusstsein, das nicht überheblich ist, und vor allem: Mut. Mut, für sich selbst und andere einzutreten. Mut zur Veränderung. Mut, anders zu sein und niemals aufzugeben.

Wofür sind Sie dankbar?
Für dieses Leben, seine Möglichkeiten, die Menschen, die mich begleiten, und jede Erfahrung, egal, ob gut oder schlecht – irgendwo ist immer ein Sinn versteckt. 

Lesen Sie hier ein Interview mit Romy Hausmann zu ihrem Thrillerdebüt "Liebes Kind".

Romy Hausmann
Marta schläft

dtv Verlagsgesellschaft

400 S., 16,90 €

ISBN 9783423262507

Romy Hausmann
Liebes Kind

dtv Verlagsgesellschaft

432 S., 15,90 €

ISBN 9783423262293