Romane aus dem globalen Süden

Kompass zur Weltliteratur

5. Januar 2023

Kennen Sie schon Autor:innen aus Barbados? Oder aus Malaysia, Sri Lanka, Uganda? Die „Weltempfänger“-Bestenliste macht uns mit Literatur aus aller Welt bekannt.

Eine Liebesgeschichte, familiäre Verstrickungen und ein ungelöster Mordfall: Einfach alles, was ein guter Schmöker braucht, ist enthalten in Chuah Guat Engs „Echos der Stille“ (übersetzt von Michael Kleeberg, Wunderhorn, 464 S., 28,– €). Dahinter steckt allerdings mehr: die Geschichte Malaysias, deren schmerzhafte Seiten totgeschwiegen werden. – Krishan, der Protagonist im zweiten Roman von Anuk Arudpragasam, fährt mit dem Zug „Nach Norden“ (übersetzt von Hannes Meyer, Hanser, 320 S., 25,– €), wo die Pflegerin seiner Großmutter beerdigt wird. Unterwegs denkt er über eine vergangene Liebe und den Krieg in Sri Lanka nach: Er kämpft mit dem Schuldgefühl, ihm entronnen zu sein. Ein stiller, aber tiefgehender Roman.

„Wie die einarmige Schwester das Haus fegt“ (übersetzt von Karen Gerwig, Culturbooks, 328 S., 25,– €) ist das Debüt von Cherie Jones, einer Anwältin und Autorin aus Barbados. Während die Insel bei uns Europäern vor allem Urlaubsfantasien hervorruft, zeigt Jones die Gewalt im Land, vor allem gegen Frauen, über Generationen hinweg. – Im ländlichen Uganda der 1970er Jahre wächst Kirabo bei ihren Großeltern auf. Ihre Mutter fehlt, dafür macht Kirabo bisweilen seltsame außerkörperliche Erfahrungen. Jennifer Nansubuga Makumbi verhandelt in „Die erste Frau“ (übersetzt von Alakati Neidhart, Interkontinental, 532 S., 26,– €) die Feminismen unterschiedlicher Generationen und Weltregionen auf unterhaltsame Weise. (MM)

Über die Bestenliste "Weltempfänger"

Der »Weltempfänger« nominiert seit 2008 belletristische Neuübersetzungen aus aller Welt, um damit herausragende literarische Stimmen im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen. Die Bestenliste  mit Empfehlungen zu Literatur aus afrikanischen, asiatischen, lateinamerikanischen und arabischen Ländern gibt der Verein Litprom viermal jährlich heraus. Die Jury bilden Katharina Borchardt, Anita Djafari, Sonja Hartl, Claudia Kramatschek, Ines Lauffer und Ulrich Noller, Jurysprecherin: Anita Djafari. Die Idee entwickelte der Schriftsteller Ilija Trojanow. 
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