Nature Writing

Neuer Blick auf die Welt

25. Februar 2022

Naturkatastrophen, Corona, Klimawandel: Mit den Krisen rückt die Natur ganz neu ins Bewusstsein und ein altes literarisches Genre wird wieder ­brandaktuell: Nature Writing – sehnsuchtsvoll und politisch. 

Im Zeitalter des Anthropozäns, der von Menschen geformten Welt, wächst die Sehnsucht nach unberührter Schönheit. Noch gibt es sie: „Durch den wilden Kaukasus“ (Galiani, 128 S., 22,– €) führt uns in eine der ursprünglichsten Hoch­gebirgsregionen Europas. Grandiose Illu­strationen von Kat Menschik lassen uns in Blumenhänge und atemberaubende Gletscherformationen eintauchen – begleitet von Geschichten über die Swanen, die in dieser sagenhaften Natur leben. Sagen und Mythen ranken sich auch um den Baum, der Rohstoff für die Entwicklung der Zi­vi­lisation war. In seiner „Biografie einer ­Eiche“ (DuMont, 208 S., 22,– €) blickt James Canton ins Innenleben der 800 Jahre alten Honeywood-Eiche in Essex und zieht heilsame Lehren aus diesem einzigartigen Ökosystem.  

„Abendflüge“ (Hanser, 352 S., 24 €) mit Mauerseglern führen die Bestsellerautorin ­Helen Macdonald zu bedrohten Lebens­räumen. Sie erzählt von wilden Tieren, Mythen und Märchen und zeigt, was wir verlieren, wenn wir den Umgang mit dem Planeten Erde nicht radikal überdenken. Bedroht vom Klimawandel ist auch jenes kleine Stacheltier, das als Fabelwesen Fuchs und Hase überlistet und zudem stilbildend für Kurzhaarschnitte steht. Dem Igel gefolgt ist Verena Auffermann – von den Höhlenmalereien in Lascaux bis zu den hippen, japanischen Igelkraul-Cafés, die Menschen in ihrer Ignoranz und Rücksichtslosigkeit spiegeln ("Igel", Matthes & Seitz, 160 S., 20,– €). Empathie und Selbstreflexion – wie ein ­Vogel sein Leben verändert hat, erzählt in „Elsterjahre“ (Rowohlt, 320 S., 22,– €) ­Charlie Gilmour. Ein berührendes Buch über Liebe und Verantwortung.

ANA