WARUM ES NORMAL IST, DASS DIE WELT UNTERGEHT

Aus der Geschichte lernen

26. August 2020

Rückblickend auf sechs Millionen Jahre Menschheitsgeschichte, beschreibt der amerikanische Anthropologe und Archäologe Robert Kelly unsere aktuellen Katastrophen auch als Chance zu einem wahren Neuanfang.

Klimawandel und Corona-Epidemie zeigen: So wie bisher kann es nicht weitergehen. Für Robert Kelly aber sind es auch Zeichen für einen Umbruch in der Menschheitsgeschichte, der eine einmalige Chance eröffnet. Getreu der Inschrift auf dem Grab des Tutanchamun, „Ich habe das Gestern gesehen. Ich kenne das Morgen“, lässt der passionierte Archäologe sechs Millionen Jahre Revue passieren und zeigt, wie aus Versuchen, das Vertraute zu optimieren, immer wieder neue Entwicklungsschritte entstanden. Kelly erzählt vom Bau der Pyramiden, von ersten Viehzüchtern und Bauern, spricht mit den letzten Jägern und Sammlern Madagaskars und stellt fest: „Im Laufe der Geschichte haben wir stets versucht, die Besten zu sein: die besten Baumbewohner, die besten Werkzeugnutzer, die besten Jäger und Sammler, die besten Bauern und Dorfbewohner. Und im Zuge dessen verwandelten wir uns stets in etwas anderes.“ 

Nicht zuletzt durch das Virus und die Klimakatastrophe lernen wir „auf die ­harte Tour“, dass wir alle nur die eine Welt haben, dass wir diese Welt und auch uns selbst nur gemeinsam, gemeinschaftlich erhalten können. So könnte dann gerade die unabweisbare Krise unserer auf Konkurrenz basierenden Wirtschaftsordnung „eine Ära einläuten, in der wir darum wetteifern, zu kooperieren“, schreibt der Autor und liefert damit einen wertvollen Ansatz, um den aktuellen Problemen mit Zuversicht zu begegnen. 

UB

Robert L. Kelly
Warum es normal ist, dass die Welt untergeht

Übersetzt von Cornelius Hartz. 
wbg Theiss, 224 S., 22,– €, 
ISBN 978-3-8062-4014-6

Robert L. Kelly führt seit über 40 Jahren mit Leidenschaft Ausgrabungen im Westen der USA durch. Er ist Professor für Anthropologie an der University of Wyoming und Herausgeber von „American Antiquity“. Wenn dann noch Zeit bleibt, verbringt er sie am liebsten mit Reisen, Skifahren und Klavierspielen.