ALS HUMBOLDT LERNTE, HAWAIIANISCH ZU SPRECHEN

Von Bali bis Feuerland

14. Oktober 2021

Bis zu 12 000 Sprachen waren einst über den Globus verteilt, und jede erzählt ihre eigene Geschichte. Dieser wunderbar illustrierte Band versammelt kuriose Sprachbegegnungen von Entdeckern und Reisenden.

Beim titelgebenden Humboldt handelt es sich nicht etwa um den Weltreisenden Alexander, sondern um dessen Bruder Wilhelm, der über 30 Sprachen studierte und fasziniert war von ihrer unglaublichen Vielfalt. Eine Leidenschaft, die auch Rita Mielke gepackt hat: Die Literaturwissenschaftlerin und Autorin hat für ihr Buch mehr als 40 Anekdoten über Sprachen gesammelt, die auf das Zeitalter der Entdeckungen zurückgehen.

Darunter die tragische Geschichte von Pocahontas, die zwischen Indigenen und Siedlern vermitteln sollte, oder jene über George Orwell, der, des Burmesischen mächtig, seinen Landsleuten unfreiwillig bei der Kolonialisierung half. Humboldt steht somit stellvertretend für all jene, die zur Verbreitung, wechselseitigen Beein­flussung oder gar zum Aussterben von Sprachen beigetragen haben. Die oft kuriosen Geschichten führen uns von Arizona über die Mongolei, Bali und Feuerland bis ins niedersächsische Wolfenbüttel. Ergänzt werden sie von bezaubernden Illustrationen Hanna Zeckaus, kurzen Steckbriefen der jeweiligen Sprache sowie ein- und ausgewanderten Begriffen.

Hätten Sie gewusst, dass „Ketchup“ vom chinesischen Ausdruck für „gewürzte Fleischtunke“ abgeleitet ist? Wilhelm von Humboldt lernte übrigens tatsächlich Hawaiianisch: Sein Lehrer war der gerade einmal 15-jährige Harry Maitey, der als mutmaßlich erster Hawaiianer in Berlin 1824 für großes Aufsehen sorgte.

LS

Rita Mielke
Als Humboldt lernte,  Hawaiianisch zu sprechen

Sprachbegegnungen im Zeitalter der Entdeckungen.
Duden, 208 S., 28,– €, 
ISBN 978-3-411-05988-1