Buchjournal-Fragebogen

#Autorenbesuchen - Heute bei Rebecca Gablé

17. April 2020
Die Corona-Pandemie bestimmt derzeit unser Leben – und natürlich auch das von Autorinnen und Autoren. Zu Hause arbeiten ist für sie zwar nichts Neues, doch auch ihr Alltag sieht momentan oft ganz anders aus. Wir haben nachgefragt und präsentieren unter #Autorenbesuchen regelmäßig neue Antworten aus dem literarischen Homeoffice.

Rebecca Gablé, geboren 1964 in einer Kleinstadt am Niederrhein, studierte Literaturwissenschaft, Sprachgeschichte und Mediävistik in Düsseldorf, wo sie anschließend als Dozentin für mittelalterliche englische Literatur tätig war. 1995 erschien ihr erster Roman. Der Durchburch gelang ihr 1997 mit dem Buch "Das Lächeln der Fortuna". Ihre historischen Romane und ihr Buch zur Geschichte des englischen Mittelalters wurden allesamt Bestseller und in viele Sprachen übersetzt. Besonders die Romane um das Schicksal der Familie Waringham genießen Kultstatus. Zuletzt erschienen ist der sechste Band der Saga mit dem Titel "Teufelskrone". Rebecca Gablé lebt mit ihrem Mann am Niederrhein und auf Mallorca. 

Wie sehen Ihr Alltag und Ihre Arbeit momentan aus?
Mein Alltag hat sich vielleicht weniger verändert als bei den meisten anderen Menschen, weil ich ja auch unter normalen Umständen zuhause arbeite. Aber jenseits der Arbeit ist der Alltag natürlich wesentlich ruhiger geworden. Und weil man nicht mehr viele Dinge machen kann, gehe ich mehr spazieren als früher. Das ist toll!

Was ist die größte Herausforderung und wofür brauchen Sie am meisten Disziplin?
Am meisten fehlen mir die persönlichen Kontakte zu Freunden und Familie. Und ich bin ziemlich geknickt, weil wir Karten für ein Carl Palmer-Konzert Anfang April hatten, das natürlich abgesagt werden musste. Die meiste Disziplin brauche ich für die Vorbereitung eines Vortrags, zu dem ich Ende Mai an der Universität in Cambridge eingeladen bin, weil ich davon ausgehe, dass auch der abgesagt wird. Aber falls nicht, stünde ich schön blöd da.

Worauf freuen Sie sich persönlich besonders, wenn die Krise mal vorbei ist?
Auf die Rückkehr zur Normalität: Menschen auf den Straßen zu sehen, durch die Stadt zu bummeln, in einer Buchhandlung beim Stöbern die Zeit zu vergessen und einen Kaffee in der Sonne zu trinken. So banal, bis vor wenigen Wochen noch so selbstverständlich und jetzt auf einmal eine große Sehnsucht.

Welches Buch lesen Sie gerade?
"Der Ballhaus-Mörder" von Susanne Goga.

Welches Buch sollten Buchjournal-Leser*innen jetzt oder später unbedingt lesen?
Wer dem Schrecken ins Auge sehen und dabei vortrefflich unterhalten werden will, sollte "The Stand" von Stephen King lesen. Wer der Realität lieber entflieht, dem sei "Der Medicus" von Noah Gordon oder "Der Ritter der Königin" von Elizabeth Chadwick ans Herz gelegt.

Was macht für Sie ein gutes Buch aus?
Ich kann das nur für den Roman beantworten – Sachbücher lese ich außerhalb meiner Recherchen zu selten, um mir ein Urteil zu erlauben. Ein guter Roman erreicht mich über seine Figuren. Wenn die Charaktere mich fesseln, ist es gleichgültig, ob sie mich ins Weltall oder in die Antike mitnehmen, ich folge ihnen willig. Dazu müssen diese Figuren glaubwürdig und wahrhaftig sein – nicht unbedingt realitätsnah, aber in ihrer Romanwelt schlüssig. Ich muss sie lieben oder hassen können, nur gleichgültig lassen dürfen sie mich nicht. Zu einem guten Roman gehört für mich aber auch, dass er sprachlich und handwerklich gut gemacht ist, sonst verliere ich schnell die Leselust.

Welches Buch würde in Ihrer Bibliothek niemand erwarten?
Ich weiß ja nicht, was man mir im Allgemeinen so zutraut ;-) Meine Leidenschaft ist intelligent gemachte Unterhaltung, aber dazu zähle ich Shakespeare ebenso wie Elizabeth George. Das wohl außergewöhnlichste Buch in meiner Bibliothek ist die Arbeit einer Buchrestauratorin, die ein Exemplar meines Romans "Die fremde Königin" nach mittelalterlicher Technik gebunden und mir großzügigerweise geschenkt hat. Darauf bin ich ziemlich stolz.

Wie sieht für Sie (in normalen Zeiten!) ein gelungener Tag aus?
Oh, da gibt es zahllose verschiedene Varianten! Ein Tag mit meinem Mann beim Segeln gehört auf jeden Fall zu den Favoriten oder eine lange Radtour mit einem schönen Picknick. Es darf aber auch ein Schreibtag sein, an dem es gut läuft und ich am Abend auf fünf oder sogar mehr einigermaßen gelungene Seiten zurückblicken kann – auch das ist ein guter Tag.

Welche geheime Leidenschaft haben Sie?
Wenn ich das verraten würde, wäre sie ja nicht mehr geheim.

Eine Eigenschaft, die Sie bewundern?
Mut.

Wofür sind Sie dankbar?
Für die 55 Lebensjahre in Frieden und Sicherheit, die hinter mir liegen.

Hier finden Sie ein Interview mit Rebecca Gablé zu ihrem Roman "Teufelskrone".