Don DeLillo: DIE STILLE

Kollaps der modernen Welt 

23. November 2020

Don DeLillo, Altmeister der US-Postmoderne, wird in seinem Spätwerk immer leiser, rätselhafter, auf fast mönchische Weise asketisch.

In seinem schmalen Roman „Die Stille“ reden fünf Menschen in einem New Yorker Appartement über Einsteins Relativitätstheorie, Werbespots und den bevorstehenden Super Bowl, als plötzlich alle Handys und Bildschirme schwarz werden: Blackout. Der Stromausfall ist nicht der Auftakt zu ­einer ­­Katastrophe, sondern die Auf­lösung aller digitalen Utopien in purer ­Körperlichkeit, ein Kammerspiel stiller Negation.

Wenige Wochen vor Beginn der ­Corona-Pandemie abgeschlossen, ist der Roman in Lockdown-Zeiten hellsichtiger und wertvoller denn je.

TRA

Don DeLillo
Die Stille 

Übersetzt von Frank Heibert. 
Kiepenheuer & Witsch, 112 S., 20,– €, 
ISBN 978-3-462-00128-0