Romane aus Spanien

Unbedingt lesenswert

30. November 2022

Spanien präsentierte sich bei der letzten Frankfurter Buchmesse als modernes, lebendiges Gastland. Hier eine kleine Nachlese an spanischsprachigen Romanen, die auf keiner Leseliste fehlen dürfen – wie viele weitere!

Nachdem Manuel einen Polizisten in Notwehr verletzt hat, taucht er in einem Dorf bei Madrid unter. Er liebt die Ruhe und die Einsamkeit, doch dann ziehen Städter aufs Land, die dort am Wochenende feiern und lärmen. Manuel beschließt, die widerlichen „Vulgst“ wieder loszuwerden … Mit einem gnadenlosen Feuerwerk an Wortwitz wird in Santiago Lorenzos bissiger Satire „Wir alle sind Widerlinge“ (Heyne, 240 S., 20,– €) nicht nur gegen den prekären spanischen ­Arbeits- und Wohnungsmarkt geätzt – ein geistreiches Lesevergnügen! 

Der Antiheld in Fernando Aramburus gro­ßem Roman „Die Mauersegler“ liebt seinen Hund, aber nicht das Leben: In genau 365 Tagen will Toni allem ein Ende setzen. Aramburus Roman (Rowohlt, 832 S., 28,– ¤€) hat 365 Kapitel, eins für jeden Tag, der Toni verbleibt. Die ersten Monate sind durch Erinnerungen an seine Familie und  Beobachtungen seiner Landsleute geprägt, die ihn in seiner Entscheidung nur bestärken Doch dann trifft Toni eine Frau, die seinen Plan ins Wanken bringt. Der Roman ist eine Hymne auf das Leben, traurig, humorvoll und berührend.  

Die Erzählstimme von Antonio Muñoz Molinas „Gehen allein unter Menschen“ (Penguin, 544 S., 26,– €), die von der ersten in die dritte Person wechseln kann, schafft eine Collage mit Ausschnitten aus Schlagzeilen, erlauschten Gesprächen, Liedfetzen, Betrachtungen. Muñoz Molina zeigt sich als Flaneur mit vielen Bezügen zu Benjamin und Joyce, der die Stadt (Madrid, Paris und andere) in seinem Roman als Phänomen erkundet, mit zwei Geschwindigkeiten: dem medialen Stakkato und dem Rhythmus der ständigen Unterbrechung.

DS