BIOGRAFIEN

Lebenswege zur Macht

4. Januar 2023

Was bringt Menschen dazu, politische Ämter anzustreben? Was macht die Macht mit ihnen und wie groß ist ihr Einfluss auf den Lauf der Geschichte? Kluge Biografien geben Antworten auf diese Fragen.

Seit Russland die Ukraine überfallen hat, ist Präsident Wolodymyr Selenskyj das Gesicht dieses Krieges. In täglichen Videobotschaften und vielen Reden wendet er sich unermüdlich an sein Volkund an die Welt, fordert, kämpft und appelliert. Doch wer ist dieser Mann, der früher als Comedian gefeiert wurde und nun für sein Land alles gibt? Gleich mehrere Bücher versuchen uns den Menschen und Politiker näherzubringen. Der Kiewer Journalist Sergii Rudenko hat seine 2021 veröffentlichte „Selenskyj“-Biografie (Hanser, 224 S., 17,99 €) gründlich überarbeitet. Er analysiert, wie das Amt und der Krieg Selenskyj zum ernsthaften Politiker mit klaren Grundsätzen gemacht haben. Der Journalist Wojciech Rogacin widmet sich in seinem „Selenskyj“-Buch (Europa, 256 S., 20,– €) ausführlich dessen Leben vor dem Krieg und macht klar, wie es ihm gelang, zu einem bewunderten Staatsmann zu werden, auf den westliche Politiker zählen.

Gespannt blickt die Welt auch auf Brasilien, wo Lula da Silva mit knapper Mehrheit erneut zum Präsidenten gewählt wurde. Wie aus dem Jungen aus einfachen Verhältnissen ein einflussreicher, auch umstrittener Politiker wurde, schildert Brasilienkenner Andreas Nöthen profund und detailliert in „Luiz Inácio Lula da Silva“ (Mandelbaum, 256 S., 20,– €).

Doch wie groß ist überhaupt der Einfluss Einzelner auf den Lauf der Geschichte? Der Historiker Ian Kershaw geht in zwölf Porträts aus dem 20. Jahrhundert dieser Frage nach: Neben Diktatoren wie Hitler und Stalin nimmt er in „Der Mensch und die Macht“ (DVA, 592 S., 36,– €) auch bedeutende demokratische Politiker:innenwie Konrad Adenauer, Margaret Thatcher und Helmut Kohl in den Blick.