Interview

"Andere Orte verlangen ein anderes Sehen"

2. Juni 2023

Antje Rávik Strubel war 2016 für ­einige Monate Stadtschreiberin im brandenburgischen Rheinsberg. Eine Zeit, die sie nicht missen möchte.

Was haben Ihnen die Monate als Stadtschreiberin in Rheinsberg gebracht?
Ich konnte in Ruhe an Texten arbeiten. Der Schreibtisch stand am Fenster, mit Blick in den Park. Ich wurde durch nichts abgelenkt. Das war eine ideale Arbeits­situation.  

Wie wichtig war für Sie der Ortswechsel?
Er verändert die Perspektive und gibt den Gedanken neuen Schwung. Unter Umständen stehen Gewissheiten infrage, sodass ich auf andere Ideen komme. Es ist gut, den Kopf zu lüften, und andere Orte verlangen ein anderes Sehen.

Gab es konkrete Anforderungen an Sie?
Nein, abgesehen vom Verfassen eines kurzen Textes für den „Rheinsberger Bogen“. Ansonsten konnte ich an meinen Projekten ­arbeiten.

Inwiefern hat Rheinsberg von Ihrem Aufenthalt profitiert?
Wenn es vonseiten der Gemeinde Interesse gibt, stehen Stadtschreiber:innen für Veranstaltungen zur Verfügung, die auch Einblicke in die Arbeit geben können. In Rheinsberg gab es eine ­öf­fentliche Lesung mit einer angeregten Diskussion.  

Würden Sie gern wieder ein Stadtschreiber-Amt übernehmen?
Das hängt davon ab, um welche Stadt es sich handelt und wie hoch die Anforderungen sind. Zu ­viele Aufgaben, die mich vom Schreiben abhalten, sind für mich nicht sinnvoll. Ich ziehe die Ruhe und das konzentrierte Arbeiten vor.
• Interview: Irene Binal