Buchcharts – die aktuellen Bestsellerlisten

Andreas Winkelmann punktet mit Fitnesstracker-Thriller

16. Juni 2021

Bestsellerautor Andreas Winkelmann steigt mit dem vierten Fall seines Ermittlerduos Kerner und Oswald neu in die Belletristikcharts ein, ebenso etwa der zweite Teil der Helgoland-Saga. Ein Buch über die Geschichte eines früheren Luxushotels an der Côte d'Azur kommt neu in die Sachbuchliste. Bei den Ratgebern beginnt ein neues Rezeptbuch der Sauerländer BBCrew für den "Dutch Oven" weit oben. Diesmal mit dabei die Charts Belletristik Independent für den Mai.

Belletristik Independent (Mai): Louise Penny auf Platz 1

Die kanadische Autorin Louise Penny, die gerade zusammen mit der ehemaligen US-Außenministerin Hillary Clinton einen Thriller schreibt, ist mit ihrer Krimireihe um Armand Gamache, Leiter der Mordkommission der Sûreté du Québec, gleich fünfmal in der Indie-Liste Belletristik vom Mai vertreten – alle auf Deutsch erschienen im Kampa Verlag. Mit dem achten Fall von Gamache, "Unter dem Ahorn", steigt sie neu auf Platz 1 ein. Diesmal müssen Gamache und sein Stellvertreter, Inspector Jean-Guy Beauvoir, im Gilbertinerkloster Entre-les-Lupes ermitteln. Der Chorleiter Frère Mathieu wurde erschlagen unter dem Ahorn im Klostergarten aufgefunden.

Die Startauflage habe 30.000 Exemplare betragen, sagt Verleger Daniel Kampa im Interview mit dem Börsenblatt, das sei ein Rekord für den Verlag, "wobei die erste Auflage schon ausverkauft ist". Eine zweite Auflage von 7.000 Exemplaren sei bereits angeliefert, die dritte Auflage werde gerade gedruckt. Mit allen zehn Penny-Krimis nähere man sich bei der Gesamtauflage der 500.000er-Marke, denn "die Backlist läuft konstant in hohen Stückzahlen weiter".

Am längsten, nämlich seit 41 Monaten, hält sich Robert Seethalers "Der Trafikant" (Kein & Aber; ET: 4. November 2013 – aktuell in der 40. Auflage der neuen TB-Ausgabe) in unseren Indie-Charts auf. In diesem Monat belegt er Platz 3 (April: 1). Fast genauso lang, 39 Monate, ist ein weiterer Titel von Kein & Aber vertreten: "Löwen wecken" (ET: 28. April 2016 – aktuell in der 15. Auflage der neuen TB-Ausgabe) von Ayelet Gundar-Goshen. Sie steht auf Platz 22 (April: 18).

Die Wochencharts auf Börsenblatt Online

Ermittlungszeitraum: 7. bis 13. Juni 2021

Ohne Neueinsteiger muss in dieser Woche die Hardcoverliste Belletristik auskommen – an der Spitze liegt wie in der Vorwoche Lucinda Riley mit "Die verschwundene Schwester" (Goldmann; ET: 24. Mai). Am Wochenende kam die traurige Nachricht, dass die Autorin am 11. Juni gestorben ist. Siehe Börsenblatt online:

Lediglich elf Neueinsteiger verzeichnen unsere Belletristik-, Sachbuch- und Ratgeber-Charts in dieser Woche. Im Überblick:

Belleristik:

  • Platz 6 (PB): "Der Tintenfischer" (Kiepenheuer & Witsch; ET: 10. Juni) von Wolfgang Schorlau und Claudio Caiolo. Der zweite Fall von Commissario Morello, der zunächst im Coronabedingt menschenleeren Venedig, dann aber auch in Begleitung seiner Kollegin Anna Klotze in seiner alten Heimat Sizilien ermitteln muss. Es geht um nigerianische Flüchtlinge, die auf Sizilien zur Prostitution gezwungen werden – und um das Flüchtlingselend auf dem Mittelmeer.
  • Platz 15 (PB): "Die Insel der Wünsche – Gezeiten des Glücks" (Goldmann; ET: 14. Juni) von Anna Jessen. Zweiter Teil der Helgoland-Saga um Tine Tiedkens. Die Handlung des historischen Romans setzt 1899 ein: Tines Mann stirbt, sein Hotel ist pleite. Wie geht es weiter?
  • Platz 18 (PB): "Mohnblumentod" (Penguin; ET: 14. Juni; Ü: Sabine Thiele) der schwedischen Autorin Lina Bengtsdotter. Band 3 der Thriller-Serie um die Stockholmer Kommissarin Charlie Lager. In Karlstad wird ein Baby entführt, und der Fall scheint irgendwie mit Lagers Vergangenheit verknüpft.
  • Platz 8 (TB): "Die Karte" (Rowohlt Tb.; ET: 15. Juni) von Andreas WinkelmannWinkelmann, der jüngst zusammen mit Markus Knüfken mit dem Reisebuch "Wilder wird's nicht" (Rowohlt Tb.; ET: 23. März) Erfolg hatte (in der KW 13 war er damit auf Platz 25 in unseren Sachbuch TB-Charts), widmet sich hier wieder seinem gewohnten Terrain: dem Thriller. Es ist der vierte Band seiner "Kerner und Oswald"-Reihe. Der Hamburger Hauptkommissar Jens Kerner und seine Kollegin Rebecca Oswald bekommen es mit einem Serientäter zu tun, der junge Läuferinnen brutal ermordet. Ist ein Fitness-Tracker die Verbindung zwischen den Opfern? Mit "Der Fahrer" (Rowohlt Tb.; ET: 16. Juni 2020), dem dritten Band der "Kerner und Oswald"-Reihe, hat Winkelmann Platz 22 in unseren Jahrescharts 2020 Belletristik Taschenbuch belegt.
  • Platz 21 (TB): "Wattenmeermord" (Blanvalet; ET: 17. Mai) von Katja Lund und Markus Stephan. Ein Pellworm-Krimi, bei dem der Insel-Polizist Jan Benden, der im früheren Leben Kriminalkommissar in Essen war, mit einer Leiche auf dem Deich konfrontiert wird. Autor Markus Stephan kann laut Verlagsvita einen vergleichbaren Lebensweg vorweisen: Er war in NRW im Polizeidienst und betreut jetzt die Ein-Mann-Polizeistationen auf Pellworm.

Sachbuch:

  • Platz 23 (HC): "Hôtel Provençal" (C. Bertelsmann; ET: 13. April) von Lutz Hachmeister. Der Journalist, Filmemacher, Hochschullehrer und langjährige Leiter des Grimme-Instituts hat eine "Geschichte der Côte d'Azur" (so der Untertitel) verfasst, am Beispiel des ehemaligen Luxushotels "Le Provençal". Dieses wurde 1927 eröffnet und in seiner Lobby waren einst Gäste wie Winston Churchill, Lilian Harvey, Charlie Chaplin oder Miles Davis anzutreffen. Die Ära endete 1977 mit der Schließung durch den neuen Besitzer – seither steht es leer. "Wie es zu dem rätselhaften Nebeneinander von architektonischem Verfall und Superluxus an der Côte d’Azur kam, davon handelt dieses Buch", schreibt Hachmeister in der Einleitung. Eine informative, elegant geschriebene Kulturgeschichte, ein scharfer Blick in den Reigen der Reichen und Schönen – das vermittelt bereits die Leseprobe.
  • Platz 1 (PB): "Falsche Pandemien" (Rubikon; ET: 7. Juni) von Wolfgang Wodarg. Der frühere SPD-Politiker, der laut Wikipedia jetzt für die populistisch eingeordnete Basisdemokratische Partei Deutschland, die im Umfeld der Proteste gegen die Corona-Maßnahmen gegründet wurde, antritt, will mit seinem Buch "Argumente gegen die Herrschaft der Angst" liefern. Das klingt nach Verschwörungstheorie, im Klappentext heißt es denn auch: Wodarg "entlarvt die Pandemie als Putsch von oben, gesteuert von Impfmafia und Techno-Elite". Mit seinen Meinungen zur Corona-Pandemie ist er schon zuvor wiederholt auf Kritik von Medien und Fachleuten gestoßen, wie Wikipedia zusammenfasst. Sein Buch steigt von Null auf Platz 1 ein.
  • Platz 15 (PB): "Keine Panik, ist nur Technik" (Gräfe und Unzer Autorenverlag; ET: 5. August 2020) von Kenza Ait Si Abbou. Sie leitet bei der Telekom den Bereich Robotic und AI-Solutions. In ihrem Buch führt sie laut Leser*innen-Meinung (etwa auf buecher.de) verständlich in die Welt der Algorithmen ein, erklärt den Nutzen digitaler Techniken. Am 4. Juni war die KI-Expertin zu Gast in der NDR-Talkshow (ein Video ist hier zu sehen) – das hat offenbar die Nachfrage nach ihrem Titel beflügelt.
  • Platz 20 (PB): "Ich bin keine Heldin" (Westend; ET: 7. Juni) von Carla Del Ponte. Die Schweizer Juristin und Diplomatin war von 1999 bis 2007 Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes in Den Haag, danach Schweizer Botschafterin in Argentinien. Von 2011 bis 2017 war sie Mitglied einer UNHCR-Kommission, die Menschenrechtsverletzungen in Syrien im dortigen Bürgerkrieg untersuchte. Hier berichtet sie von ihrer Arbeit als hochrangige UNO-Diplomatin und fordert "die Durchsetzung des Völkerrechts, notwendige Reformen der UN sowie eine aktive Rolle der EU", so der Verlag.

Ratgeber:

  • Platz 2: "Dutch Oven" (Naumann & Göbel; ET: 1. Juni) der Sauerländer BBCrew (Tim Ziegeweidt und Sebastian Buchner). Die Crew veröffentlich auf ihrem YouTube-Kanal, der über 57.000 Abonnenten hat, regelmäßig Rezepte. Für das Buch haben die beiden Sauerländer 60 neue Rezepte für den Dutch Oven zusammengestellt.
  • Platz 14: "Medical Cuisine" (Gräfe und Unzer Autorenverlag; ET: 2. Juni) von Starkoch Johann Lafer und Matthias Riedl, der zu den "Ernährungs-Docs" (NDR) gehört. Das Ziel ihres Ernährungsprogramms ist es, "Genuss mit Heilung im Alltag aktiv zu verbinden". Im gemeinsamen Vorwort formulieren sie: "Krankheiten infolge falscher Ernährung bilden hierzulande inzwischen die Todesursache Nummer eins. Dabei, (...), genügen schon kleine Änderungen, um Gerichten nicht nur den Geschmack, sondern auch die Heilkraft zu verleihen, die wir in diesen Zeiten so dringend bräuchten – und damit war die Idee der 'Medical Cuisine' geboren: die Idee einer Küche, deren Gerichte so lecker schmecken wie in einem wirklich guten Restaurant und die dem Körper dabei so guttun, als hätte sie ein Ernährungsmediziner erdacht und zubereitet." An den 100 Gerichten haben sie rund 18 Monate gefeilt. Weitere Infos zum Buch, inklusive eines Trailers, finden sich auf der Verlags-Website.

Der Link zu den Wochenlisten:

https://www.boersenblatt.net/news/bestseller

Insgesamt gibt es in dieser Woche elf Neueinstieger und 18 Wiedereinsteiger.

  • Bei den Wiedereinsteigern am höchsten platziert ist auf Platz 12 beim Sachbuch Hardcover: "Die Bibel" (Herder; ET: 20. Februar 2017), die "Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Altes und Neues Testament". Bei uns in den Charts kommt sie damit auf insgesamt 58 Wochen.

Über die Bestsellerlisten

Die Börsenblatt-Bestsellerlisten basieren auf Verkaufszahlen, die von unserem Kooperationspartner Media Control erhoben werden. Hierzu werden wöchentlich, elektronisch die Verkaufszahlen aus den Warenwirtschaftssystemen von deutschlandweit mehr als 6.550 Verkaufsstellen ausgelesen: Sortimentsbuchhandlungen inklusive eCommerce, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhäuser sowie Elektro- und Drogeriemärkte. Bezogen auf das Umsatzvolumen bilden die Daten 88 Prozent des gesamten deutschen Buchmarktes ab. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Text: Matthias Glatthor (Börsenblatt)