Wer bestimmt die Lesart der Vergangenheit? Stephan Malinowski hat ein ausgezeichnet recherchiertes und brillant erzähltes Buch über die Rolle der Hohenzollern seit 1918 geschrieben. In der Frage, ob das Herrscherhaus dem Nationalsozialismus Vorschub geleistet hat, ist die Antwort Malinowskis eindeutig: Beim Aufbau des „Dritten Reichs“ schmiedeten die Familie und die NS-Bewegung eine symbolisch-politische Allianz. Das Buch verbindet soziale und politische Zeitgeschichte mit einem Familienporträt und ist zugleich eine glänzende Milieustudie konservativer und rechter Republikfeindlichkeit. Es zeichnet sich durch stringente Argumentation und souveräne Quellenkenntnis aus. Malinowski gibt eine überzeugende Antwort auf die Restitutionsforderungen der Hohenzollern und verteidigt zugleich die Wissenschaftsfreiheit gegen Widerstände.
Stephan Malinowski dankte am Rednerpult seinem Verlag, vor allem Kristin Rotter, der Programmleiterin Propyläen der Ullstein Buchverlage. Aber auch "ungefähr" 50 weitere Personen seien wichtig für das Entstehen des Buches gewesen, so Malinowski, vor allem sein Freund und Rechtsanwalt, der ihn gegen die seit 2015 immer wieder eingereichten Klagen der Hohenzollern gegen seine Aussagen verteidigt. Im Telegrammstil fasste Malinowski zusammen, worum es in seinem Buch geht: Die zentrale Frage, warum 1933 die nationalsozialistische Diktatur hergestellt werden konnte, und für deren Beantwortung Malinowski neue Blickwinkel einnimmt. Die Geschichte der Hohenzollern sei ein Lehrstück über Propaganda, wie alternative Fakten in der Erzählung der Hohenzollern über sich selbst etabliert wurden.