Buchcharts – die aktuellen Bestsellerlisten

Böhmermann und Meyerhoff lassen Kiepenheuer & Witsch jubeln

17. September 2020

Von Null auf die Eins: Dieser beachtliche Sprung gelingt gleich zwei KiWi-Autoren in unseren aktuellen Wochencharts. Joachim Meyerhoff bei der Belletristik und Jan Böhmermann beim Sachbuch (jeweils Hardcover). Böhmermann löst damit Mary L. Trump an der Spitze ab. Was hat sich sonst in den Charts getan? Das lesen Sie hier.

Besonderes Double für KiWi

Von Null auf Eins – das schaffen gleich zwei Kiwi-Autoren. Der Schauspieler und Autor Joachim Meyerhoff erobert mit "Hamster im hinteren Stromgebiet", dem fünften Teil seiner autobiografischen Romanreihe "Alle Toten fliegen hoch", auf Anhieb die Spitze bei der Belletristik (Hardcover). Darin schildert er unter anderem seinen Schlaganfall vor drei Jahren und die Auswirkungen auf sein Leben und künstlerisches Schaffen. Meyerhoff wurde 2019 beim Bayerischen Buchpreis mit dem Ehrenpreis des Ministerpräsidenten ausgezeichnet (siehe Meldung auf Börsenblatt online).

Der Satiriker und Moderator Jan Böhmermann (Neo Magazin Royale; 2013–2019) holt sich mit "Gefolgt von niemandem, dem du folgst", seinem Twitter-Tagebuch 2009–2020, von null auf gleich den Platz an der Sonne beim Sachbuch (Hardcover). "Mein Ziel ist der bestmögliche Versuch einer Erzählung des vergangenen Jahrzehnts", sagt Böhmermann im Vorwort. Das 464 Seiten starke Buch enthält dazu eine repräsentative Auswahl der 25.800 Tweets, die auf seinem Account von 2009 bis zum Beginn der Corona-Krise veröffentlicht wurden (am Ende hatte er 2,2 Millionen Follower). Am Rand werden in Anmerkungen die Hintergründe erläutert. Die jetzt veröffentlichen Tweets gibt es nur noch zwischen zwei Buchdeckeln: "Alle Tweets, Retweets und Replys seines Twitter-Accounts vom 16. Januar 2009 bis zum 29. Februar 2020 wurden mit Veröffentlichung dieser Chronik bei Twitter gelöscht und der virtuellen Wirklichkeit enthoben", schreibt Böhmermann.

Bei Kiepenheuer & Witsch herrscht große Freude über diesen  "Doppelsprung" an die Spitze der jeweiligen Charts. "Das ist so noch nicht dagewesen", so Presseleiterin Gudrun Fähndrich. Die noch einige Fakten zu den beiden Titeln anfügt. Die Startauflage von Meyerhoffs "Hamster im hinteren Stromgebiet" betrage 150.000 Exemplare – seine Romane insgesamt hätten sich bislang über 2,3 Millionen Mal verkauft. Meyerhoff sei am vergangenen Samstag in Berlin vor 800 Zuschauern aufgetreten. Es sollen noch weitere Lesungen folgen: am 18. Oktober in Hamburg (Elbphilharmonie), am 1. Dezember in Wien (Burgtheater) sowie im Dezember mehrere Abende in Berlin (Schaubühne). Der Verlag hat eine umfangreiche Marketing-Aktivitäten für das Buch unternommen oder hat diese noch vor (Leseexemplare exklusiv auf NetGalley plus Bewerbung, eine zweistufige Onlinekampagne sowie eine zweistufige Printkampagne). Ganz entscheidend zum Erfolg habe die Presse beigetragen, ist sich Fähndrich sicher: es gab unter anderem eine Titelgeschichte im "Zeitmagazin", Interviews und einen TV-Auftritt bei Markus Lanz im ZDF (weitere Talkshows sollen folgen).

Bei Jan Böhmermann geht der Kölner Verlag mit einer Auflage von 40.000 Exemplaren an den Start. "Auch bei Böhmermann haben wir ein großes Presseecho generieren können", so Fähndrich. Beim Marketing habe man hier vor allem auf Online-Marketing/Social Media gesetzt. "Und natürlich ist Böhmermann ein genialer Selbstvermarkter und hat ordentlich die Werbetrommel über seinen Podcast und Twitter/Instagram gerührt." 2018 sei Böhmermann mit der Buchidee, an der er zwei Jahre lang gearbeitet hat, auf KiWi zugekommen. "Er hat die Tweets gesichert und zusammengestellt und sorgfältig geprüft. Und er hat gemeinsam mit dem Verlag überlegt, in welcher Form sie präsentiert werden sollten." Das Buch sei eine Auseinandersetzung mit einer neuen literarischen Form. "Es ist etwas ganz Neues und wir waren und sind deshalb sehr gespannt auf die Reaktionen." Den Leser*innen gefällt es offenbar, wie Platz Eins in den Charts zeigt. Böhmermann verdrängt damit Mary L. Trump, die mit "Zu viel und nie genug" (Heyne) in der vorigen Woche an der Spitze stand, auf den zweiten Platz.

  • Und Kiepenheuer & Witsch hat noch einen weiteren Grund zur Freude: "Herzfaden", der neu auf Platz 16 (Belletristik Hardcover) eingestiegene Roman von Thomas Hettche, steht seit gestern auch auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis 2020 (zur Meldung auf Börsenblatt online).

Übrigens: Eins verbindet alle drei – das blau gehaltene Cover.

Top-Aufsteiger der Woche ist "flüchtig" (Zsolnay) auf Platz 37, das 61 Plätze nach oben kletterte. Der Roman, dessen Titel auf dem Cover kleingeschrieben wird, ist das Debüt von Hubert Achleitner, besser bekannt als Hubert von Goisern. Zum Inhalt: Seit fast 30 Jahren sind Herwig und Maria verheiratet, dann verschwindet Maria plötzlich mit dem Auto – monatelang hört ihr Mann nichts von ihr. Erzählt wird die Geschichte einer Reise quer durch Europa von der Anhalterin Lisa. Von Goisern ist gerade auf Promotion-Tour, war am vergangenen Freitag etwa im "Kölner Treff" (WDR) zu Gast. Das wird die Verkäufe seines Erstlings angekurbelt haben.

Die weiteren Neueinsteiger in den Hardcover-Charts:

Belletristik

  • Platz 6:  Das Theaterstück "GOTT" (Luchterhand) von Ferdinand von Schirach
  • Platz 19: "Zugvögel" (S. Fischer) von Charlotte McConaghy
  • Platz 22: "Die Fotografin – Die Stunde der Sehnsucht" (Blanvalet) von Petra Durst-Benning. Band 4 der Fotografinnen-Saga, der erst am 14. September erschienen ist und durch Vorab-Käufe in die Charts gelangte.

Nebenbei: Das Buch zur Serie "Oktoberfest 1900", die am 15. September im Abendprogramm der ARD gestartet ist (seit einigen Tagen vorher war sie schon in der Mediathek zu sehen), steigt neu auf Platz 20 in den Paperback-Charts ein: "Oktoberfest 1900 – Träume und Wagnis" (Fischer Krüger) von Petra Grill. Der Debütroman der Autorin.

Sachbuch

  • Platz 12: "Das Neue Land" (Murmann Publishers) von Verena Pausder
  • Platz 14: "Sterben im Sommer" (S. Fischer) von Zsuzsa Bánk
  • Platz 19: "Überlasst die Welt nicht den Wahnsinnigen" (Bene!) von Rita Süssmuth
  • Platz 23: "Wir sind nicht nachtragend ..., wir vergessen aber auch nichts." (Faber & Faber) von Uwe Steimle

 

Die Neuen bei den Ratgebern

Der israelisch-britische Koch Yotam Ottolenghi und seine Co-Autorin Ixta Belfrage erklären in ihrem Gemüse-Kochbuch "Flavour" (DK Verlag), das es auf Platz 9 neu in die Ratgeberliste schafft, "wie Geschmack entsteht und wie verschiedene Aromen perfekt zusammenwirken", so der Klappentext. Enthalten sind mehr als 100 vegetarische, vegane und flexitarische Rezepte. 

Einen Platz tiefer, auf Rang 10, ist Alfons Schuhbecks "Servus Österreich" (ZS Verlag) neu dabei. Das Buch begleitet seine TV-Serie "Österreich & i" (ab September im BR), in der der Meisterkoch eine kulinarische Rundreise durch die Alpenrepublik unternimmt. Es dreht sich um die beliebtesten Speisen und Gerichte der österreichischen Regionen, denen Schuhbeck seinen Stempel aufdrückt.

Der dritte Titel, der neu in die Charts ist (auf Platz 14), ist "Die Wildpflanzen-Apotheke" (Knaur MensSana) von Markus Strauß. Der Wildpflanzen- und Baumexperte (siehe seine Website: https://dr-strauss.net/) stellt 28 essbare Wildpflanzen vor, die voller Vitalstoffe stecken, quasi Superfoods sind. Er schildert, wo diese zu finden sind – möglichst regional auf Feld, Wiese, Seeufer und im Gebüsch –, und wie man sie erkennt. Zudem nennt er über 60 Heilrezepte aus Wildpflanzen. Das i-Tüpfelchen des Pflanzenführers sind Anleitungen zum Selbstanbau. Der Titel ist Anfang März erschienen, jetzt kommt er erstmals in die Charts.

Der Link zu den Wochenlisten:

https://www.boersenblatt.net/news/bestseller

Über die Bestsellerlisten

Die Börsenblatt-Bestsellerlisten basieren auf Verkaufszahlen, die von unserem Kooperationspartner Media Control erhoben werden. Hierzu werden wöchentlich, elektronisch die Verkaufszahlen aus den Warenwirtschaftssystemen von deutschlandweit mehr als 6.550 Verkaufsstellen ausgelesen: Sortimentsbuchhandlungen inklusive eCommerce, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhäuser sowie Elektro- und Drogeriemärkte. Bezogen auf das Umsatzvolumen bilden die Daten 88 Prozent des gesamten deutschen Buchmarktes ab. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.