Literaturpreis der Doppelfeld Stiftung

Cihan Acar gewinnt mit "Hawaii"

24. Juni 2020

Die Premiere des neuen Debütpreises konnte Cihan Acar für sich entscheiden. Angesichts der Corona-Krise gibt es in diesem Jahr auch Preisgelder für alle fünf Shortlist-Kandidat*innen.

Es ist nicht die einzige Veränderung wegen der Corona-Pandemie: Der Literaturpreis der Doppelfeld Stiftung für die besten literarischen Debüts war ursprünglich für das Frühjahr 2020 geplant – nun wird er im Herbst verliehen, informieren die Veranstalter. Und zwar am 17. September im Literaturhaus München.

Aufgrund der durch COVID 19 bedingten Belastungen in diesem Jahr, die viele Autorinnen und Autoren betreffe, als auch aufgrund der hohen Qualität der ausgewählten Bücher, hätten sich die Stifter – die Doppelfeld Stiftung und die BMW Group – entschieden, zum Start des Preises allen fünf Shortlist-Kandidat*innen ein Preisgeld zukommen zu lassen.

Der Hauptpreis, dotiert mit 6.000 Euro, geht an den Roman "Hawaii" von Cihan Acar (Hanser Berlin), die mit jeweils 3.000 Euro dotierten Förderpreise gehen an

  • "Otto" von Dana von Suffrin (KiWi),
  • "Drei Kilometer" von Nadine Schneider (Jung & Jung),
  • "Flüssiges Land" von Raphaela Edelbauer (Klett-Cotta)
  • und "ewig her und gar nicht wahr" von Marina Frenk (Wagenbach).

In der Jurybegründung für den Hauptpreis heißt es: "Hawaii ist in Heilbronn: In diesem Stadtteil, weitgehend von Türken bewohnt, ist Kemal aufgewachsen, der junge Held aus Cihan Acars Debüt 'Hawai'. Gerade musste er nach einem Unfall seine Karriere als Fußballstar beenden. Drei Tage und Nächte streift er durch die Stadt. In schnell geschnittenen Episoden folgen wir ihm durch die türkische Community, stehen bei Krawallen mit Rechten neben ihm auf der Straße oder auf der Gartenparty in der Villa des wohlhabenden Architekten. Mit wenigen Strichen gelingt es Acar, diese unterschiedlichen Milieus und ihre Menschen zu zeichnen."

Rasante Dialoge, zartfühlende Personenzeichnung und ein feiner Sinn für den Sound zwischen Schwäbisch und Türk-Deutsch würden das Debüt von Cihan Acar auszeichnen. "Alltäglicher Rassismus und Chancenungleichheit sind die hochaktuellen Themen, die Acar ebenso beiläufig wie markant in Szene setzt", so die Jury. Mit seinem jungen Helden Kemal habe "er einen modernen Melancholiker erschaffen, der sich nach Zugehörigkeit sehnt – und doch weiß, dass er weder in der Halbwelt seines Viertels noch im bürgerlichen Heilbronn zwischen Weinberg, Kernkraft und Audi seinen Platz hat."

Die Jury: In diesem Jahr wurden die Gewinner*innen von Vera Doppelfeld, Stifterin; Tanja Graf, Leiterin Literaturhaus München; Dr. Katrin Lange, Programm Literaturhaus München; Ijoma Mangold, Autor und Kulturkorrespondent im Feuilleton DIE ZEIT; und Michael Lemling, Buchhandlung Lehmkuhl, München, ermittelt.

DIE DOPPELFELD STIFTUNG

Die Doppelfeld Stiftung, 1992 gegründet von Vera und Volker Doppelfeld, unterstützt junge Talente in den Bereichen der klassischen Musik, der Literatur und des sozialen Engagements. Zusammen mit der Stiftung Literaturhaus und der BMW Group verleiht die Doppelfeld Stiftung im Jahr 2020 erstmals einen Preis für deutschsprachige Debüts in den Genres Erzählung, Novelle oder Roman.