Manuskripte von Margaret Atwood erschlichen

FBI fasst Bücherdieb in New York

7. Januar 2022

Margaret Atwood, Stieg Larsson, Ian McEwan: Ein Verlagsmitarbeiter in London erschlich sich jahrelang unveröffentlichte Buchmanuskripte. Das FBI hat den Bücherdieb nun gefasst. Es wurde Anklage erhoben.

Am Mittwoch hat das FBI Filippo Bernardini, einen italienischen Staatsbürger, am New Yorker Flughafen John F. Kennedy verhaftet. Er wird verdächtigt, sich durch Identitätsdiebstahl seit vielen Jahren unveröffentlichte Buchmanuskripte erschlichen zu haben.

In der Anklageschrift wird Bernardini des Computerbetrugs und des schweren Identitätsdiebstahls bezichtigt. Es handele sich um einen „mehrjährigen Komplott, bei dem er sich als eine in der Verlagsbranche tätige Person ausgab, um sich auf betrügerische Weise Hunderte von Manuskripten zu verschaffen.“

Über mehr als 160 Internet-Domänen registrierte Bernardini, um E-Mail-Adressen zu erstellen, die durch kleine typografische Spielereien, den wirklichen Namen von Lektoren und Agenten zum Verwechseln ähnlich sahen. Häufig ersetzte er beispielsweise den Buchstaben „m“ durch „r“ und „n“.

Filippo Bernardini habe sich dabei mindestens seit August 2016 bei Autor:innen, unter anderem Margaret Atwood oder Ian McEwan, als Literaturagent, Redakteur oder Verlagsmitarbeiter ausgegeben, um an die Buchmanuskripte zu gelangen. Als wirklicher Verlagsmitarbeiter habe er sein Insiderwissen über die Verlagsbranche ausgenutzt.

„Diese vorveröffentlichten Manuskripte sind wertvoll, und die unbefugte Veröffentlichung eines Manuskripts kann die Wirtschaftlichkeit des Verlagswesens drastisch untergraben“, heißt es in der Anklageschrift. „Solche Raubkopien können auch dem Ruf eines Autors schaden, wenn ein früher Entwurf eines schriftlichen Materials in einer Arbeitsform verbreitet wird, die sich noch nicht in einem fertigen Zustand befindet.“

Bereits mehrere Jahre haben die Betrugsversuche und -erfolge des Italieners in der englischsprachigen Verlagswelt für Rätsel gesorgt. Offen bleiben die Gründe für den Betrug. Nach Recherchen von New York Times und New York Magazine ging es offenbar nicht darum, die Manuskripte illegal zu verkaufen oder zu veröffentlichen. Nun muss Bernardini mit einer Strafanzeige rechnen.

Der Spiegel berichtet, dass es sich bei dem Verdächtigen vermutlich um einen Mitarbeiter des Verlags Simon & Schuster handele. Das Verlagshaus sei „schockiert und erschrocken über die Vorwürfe gegen einen Angestellten von Simon & Schuster UK“. Bernardini sei zunächst freigestellt. Die Sicherung des geistigen Eigentums ihrer Autor:innen sei für Simon & Schuster von höchster Bedeutung.

In der deutschen Buchbranche haben vor allem Buchhändler:innen Bekanntschaft mit einem Betrüger machen müssen. Dort klaut ein Mann häufig unter dem Pseudonym "Urban" Diogenes-Titel: Herr Urban: Der Diogenes-Dieb klaut deutschlandweit