Deutsch-italienischer Übersetzerpreis 2022

Grieco und Carbonaro werden geehrt

12. Mai 2022

Die Preisträgerinnen des Deutsch-Italienischen Übersetzerpreises 2022 sind Agnese Grieco, für die beste Übersetzung, und Margherita Carbonaro, die für ihr Lebenswerk ausgeszeichnet wird. Das teilte Kulturstaatsministerin Claudia Roth mit.

Das gaben Kulturstaatsministerin Roth und der italienische Kulturminister Franceschini bekannt, wie das BKM mitteilt. Agnese Grieco wird für die Übersetzung "Annette, un poema eroico", die italienische Version von Anne Webers "Annette, ein Heldinnenepos" ausgezeichnet. In dieser authentischen Erzählung vom Leben einer Aktivistin der Résistance, die später zu einer führenden Exponentin des algerischen Befreiungskampfes wird, wählt die Autorin die ungewohnte Form eines Epos in freien Versen. Die Jury attestiert der Übersetzung von Agnese Grieco einen Grad an Freiheit, der es ihr ermöglicht, eine kunstvolle, rhythmische, versartige, doch leicht fließende Prosa zu schreiben. Damit bewältige sie die besonderen Herausforderungen dieser Übersetzung in herausragender Weise.

"Italienische Stimme" von Herta Müller

Margherita Carbonaro erhält den Preis für das Lebenswerk. Sie habe im Lauf ihrer beinahe dreißigjährigen Tätigkeit einen bedeutenden Beitrag zur Verbreitung moderner und zeitgenössischer deutschsprachiger Literatur in Italien geleistet. Die Preisträgerin habe große Romane von Thomas Mann, Max Frisch und Christoph Ransmayrs, sowie Texte von Uwe Timm, Ingo Schulze, Terézia Mora, Hans Keilson und Alain Claude Sulzer übersetzt. Ihre Übersetzungen überzeugen dabei durch konstant hohes Niveau, so begründet die Jury ihre Wahl. Ein wichtiger Teil ihres Schaffens ist der Nobelpreisträgerin Herta Müller gewidmet, als deren "italienische Stimme" sie angesehen werden könne. Dabei sei es ihr gelungen, den lyrisch rauen, mitunter harten Stil der Autorin, seinen Reichtum an Metaphern, Redewendungen und surrealen Traumvisionen wiederzugeben.

Föderpreis an Dafne Graziano

Der Förderpreis für die beste Nachwuchskünstlerin geht an Dafne Graziano für die Übersetzung von Hochmut (Superbia) von Eva Menasse. In dieser Erzählung entwirft die Autorin das Porträt eines Wiener Adeligen ihrer Generation und des ihn umgebenden exzentrischen Künstlerkreises. Die junge Übersetzerin erfasse genau die subtile Ironie und den mitunter liebevoll spöttischen Tonfall dieser Prosa, den sie vor allem durch die treffende Wortwahl in der Zielsprache wiedergibt – so die Würdigung der Jury.

Claudia Roth: "Übersetzen ist ein unverzichtbarer Beitrag zum kulturellen Austausch"

Kulturstaatsministerin Claudia Roth erklärte: "Mit dem Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis würdigen wir die Kunst des Übersetzens als unverzichtbaren Beitrag zum kulturellen Austausch. Übersetzerinnen und Übersetzer verschaffen den starken Stimmen europäischer Literatur über Sprachgrenzen hinweg Gehör. Besonders gelungen ist dies den Preisträgerinnen 2022. Mit ihren Übersetzungen haben sie wahre Perlen deutschsprachiger Literatur nach Italien gebracht. Dabei sind ihre Werke zugleich wichtige Beiträge zur künstlerischen Auseinandersetzung mit den Wunden der europäischen Geschichte, die uns – gerade angesichts der gegenwärtigen Bedrohungen – eindringlich die Bedeutung freiheitlicher und demokratischer Werte vor Augen führen."

Und der italienische Kulturminister Franceschini ergänzt: "Übersetzen erfordert eine profunde Kenntnis zweier Kulturen: derjenigen der Sprache, aus der man übersetzt, und derjenigen der Sprache, in die man übersetzt. Es handelt sich um eine schöpferische Arbeit, die Kompetenz, Sensibilität und Sorgfalt erfordert. Durch die Anregung des Austausches von Ideen und Gedanken vermag sie es, Völker und Kulturen miteinander zu verbinden. Deshalb wurde sie in der schwierigen Zeit der Pandemie durch entsprechende Unterstützungsleistungen für Literaturübersetzer gefördert, und verdient heute mehr Anerkennung, auch durch eine deutlich sichtbare Angabe der Namen von Übersetzern auf Buchtitelseiten."

Zum Preis

Mit dem Deutsch-Italienischen Übersetzerpreis werden seit 2008 abwechselnd Übersetzungen aus der einen in die jeweils andere Sprache ausgezeichnet. Der mit je 10.000 Euro dotierte Preis wird alle zwei Jahre alternierend in Rom und Berlin von der Kulturstaatsministerin und dem Italienischen Kulturminister vergeben. In den dazwischenliegenden Jahren finden mehrtägige Treffen verschiedener Übersetzerinnen und Übersetzern aus Deutschland und Italien statt, die den fachlichen und persönlichen Austausch dieser für die kulturellen Beziehungen beider Länder entscheidenden Mittlerinnen und Mittler vertiefen.

Die Preisverleihung wird am 17. Mai mit dem italienischen Kulturminister Dario Franceschini und Staatsministerin Claudia Roth – aus Berlin zugeschaltet – in der Deutschen Akademie Rom Villa Massimo stattfinden. Die Veranstaltung wird live im Internet übertragen.