Buchcharts – die aktuellen Bestsellerlisten

Hirschhausens "Mensch, Erde!" auf dem Treppchen

28. Mai 2021

Eckart von Hirschhausen kann auf Anhieb den Silberrang beim Sachbuch ergattern. Eine Muslimin auf dem Weg zur Bundeskanzlerin, das malt sich Tagesschau-Sprecher Constantin Schreiber in seinem Debüt-Roman aus. Donna Leon dagegen legt bereits den 30. Fall ihres Commissario Brunetti vor. Und Gegor Gysi und Martin Sonneborn haben mit einem Dialogbuch Erfolg. Die aktuellen Börsenblatt-Wochencharts – mit einer Sepzial-Liste "Sport- und Aktivreisen".

Die Wochencharts auf Börsenblatt Online

Ermittlungszeitraum: 17. bis 23. Mai 2021

Belletristik: Brunettis 30. Fall – und eine Muslimin als Bundeskanzlerin?

"Brunetti schlief aus. Gegen neun drehte er den Kopf nach rechts und öffnete ein Auge, sah auf die Uhr und schloss das Auge wieder, nur noch ein Weilchen liegen bleiben. Als er das nächste Mal auf die Uhr sah, war es halb Zehn." So beginnt der neue Brunetti. Ausschlafen, das hat sich der Commissario aus Venedig zum Auftakt seines mittlerweile 30. Falls aus der Feder von Donna Leon verdient. Am Abend geschieht in "Flüchtiges Begehren" (Diogenes; ET: 26. Mai; Ü: Werner Schmitz) ein Unfall, hinter dem mehr steckt: zwei amerikanische Touristinnen lassen sich zu einer Spritztour überreden, das Boot rammt einen Pfahl, sie werden bewusstlos am Steg zurückgelassen. Das Buch ist in dieser Woche wohl unter anderem durch Online-Vorverkäufe in die Hardcover-Charts gelangt – auf Platz 22. In der nächsten Woche wird es sicherlich weiter oben rangieren. Das Hörbuch in ungekürzter Lesung (8 Stunden und 48 Minuten) von Joachim Schönfeld ist ebenfalls bei Diogenes erschienen. Der erste Brunetti-Krimi von Donna Leon war 1992 herausgekommen: "Death at La Fenice". Die deutsche Ausgabe "Venezianisches Finale" ein Jahr später – wie alle folgenden Brunettis – bei Diogenes.

Lucinda Riley auf Platz 1

An die Spitze der Belletristik-Charts (HC) rückt in dieser Woche (Vorwoche: neu auf Platz 2) Lucinda Rileys "Die verschwundene Schwester" (Goldmann; ET: 24. Mai; Ü: Sonja Hauser, Karin Dufner, Sibylle Schmidt und Ursula Wulfekamp), der siebte Band ihrer "Sieben Schwestern"-Reihe. Trotz der Sieben ist es allerdings nicht das Ende der Saga. "Im Herbst/Winter 2022 wird voraussichtlich der letzte Band der Reihe erscheinen, in dem das große Geheimnis um den Adoptivvater Pa Salt gelüftet wird", teilt der Münchner Verlag auf Anfrage mit. Die Rechte an der "Sieben Schwestern"-Reihe seien in 34 Länder verkauft worden (ohne British Commonwealth, sonst wären es sogar 38 Länder).

Von der "Sieben Schwestern"-Reihe hat der Verlag über sechs Millionen Exemplare verkauft, sagt Barbara Henning, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, auf Anfrage. Die Erstauflage von "Die verschwundene Schwester" habe bei 300.000 gelegen – "und wir mussten aber aufgrund der erhöhten Nachfrage bereits nachdrucken und sind jetzt bereits in der 6. Auflage", so Henning.

Henning betont, dass der erste Platz für Riley in der KW 20 nicht durch Vorab-Käufe generiert worden sei. "Es gab in diesem Fall keinen Erstverkaufstag (es kursierten Gerüchte dazu), sondern ganz normal einen Auslieferungstermin und den offiziellen Erscheinungstermin am 24. Mai." Der Auslieferungstermin, das Datum an dem die Bücher in der VVA in Gütersloh an die Buchhandlungen in D-A-CH rausgingen, sei sieben Tage vor dem offiziellen Erscheinungstermin. Im Fall von Lucinda Riley sei der AT also am 17. Mai gewesen. "Zwischen dem AT und dem offiziellen ET berechnen wir diese 7 Tage, so dass dann zum ET auch wirklich jede Buchhandlung im kleinsten Dorf das Buch vorrätig hat und anbieten kann." Dies sei wohl der Grund, warum Weltbild das Buch bereits zum AT, am 17. Mai bezogen hatte, und dann auch gleich mit dem Verkauf losgelegt habe.

Insgesamt habe Goldmann bisher über 12,8 Millionen Exemplare aller Romane und aller Ausgaben von Lucinda Riley verkauft.

Neu: Band 5 der Fotografinnen-Saga

Höchstplatzierte Neueinsteigerin ist in dieser Woche allerdings auf Platz 15 Petra Durst-Benning (ihre Website) mit dem fünften Teil ihrer Fotografinnen-Saga: "Die Fotografin – Das Ende der Stille" (Blanvalet; ET: 24. Mai). Auch ihr gelingt das bereits vorm offiziellen Erscheinunstermin. Zum Inhalt: Die Wanderfotografin Mimi Reventlow macht sich 1919 auf nach Hollywood, um den größten weiblichen Stummfilmstar der USA abzulichten. Zu ihrer Überraschung kennt sie diesen von früher. Ebenfalls neu in unsere Charts eingestiegen ist die TB-Ausgabe des vierten Bandes der Reihe: "Die Fotografin – Die Stunde der Sehnsucht" (Blanvalet; ET: 17. Mai) – auf Platz 24 in der Taschenbuchliste. Die Hardcover-Ausgabe vom September 2020 ist ebenfalls noch lieferbar.

  • Übrigens, die auf historische Romane spezialisierte Autorin feiert in diesem Jahr ein Jubiläum: 1996 erschien ihr Debüt "Die Silberdistel".

Tagesschau-Sprecher und Journalist Constantin Schreiber steigt mit "Die Kandidatin" (Hoffmann und Campe; ET: 6. Mai) neu auf Platz 18 ein. Es ist Schreibers erster Roman; zurvor hatte er mit Sachbüchern wie "Inside Islam" (Econ, 2017) oder "Kinder des Koran" (Econ, 2019) Bestseller gelandet. In seinem ersten Roman, der in unserer nahen Zukunft angesiedelt ist, geht es allerdings auch um sein Leib- und Magenthema. Deutschland in rund dreißig Jahren: Bei der Bundestagswahl ist Sabah Hussein – Feministin, Muslimin, Einwanderin und Mitglied der Ökologischen Partei – die aussichtsreichste Kandidatin als Regierungschefin. Nicht allen gefällt das. In einem Trailer stellt Schreiber sein Buch vor:

Letzter Neueinsteiger – Platz 25 – und gleichzeitig der Top-Aufsteiger der Woche (plus 62 Plätze) ist Alexander Oetker (seine Website) mit "Mittwochs am Meer" (Atlantik; ET: 5. Mai). Der Autor, Journalist und Frankreich-Kenner, der unter den Pseudonymen Yanis Kostas und Alex Lépic Krimis schreibt, legt hier seine "erste kleine Liebesgeschichte" vor, wie er in seinem Blog verrät. Sie erzählt von Maurice, der jeden Mittwoch von Paris aus beruflichen Gründen ans Meer reist, in ein verträumtes Hafendorf in der Bretagne. Zwischen der Rezeptionistin seines Hotels und ihm entspinnt sich eine Liebesgeschichte. "Kurzurlaub im Kopf" will Oetker bieten.

Beim Paperback zeigt sich neu auf Postion 8 ein Krimi von Louise Penny: "Unter dem Ahorn" (Kampa; ET: 20. Mai; Ü: Sepp Leeb). Es ist der achte Fall für Armand Gamache, Leiter der Mordkommission der Sûreté du Québec. Dieser muss diesmal mit seinem Stellvertreter Inspector Jean-Guy Beauvoir in einem Kloster ermitteln.

Zuletzt hatte Börsenblatt online berichtet, das Penny zusammen mit der ehemaligen US-Außenministern Hillary Clinton einen Thriller schreibt:

Sachbuch: Ideen für eine bessere Welt

Der Klimawandel, seine Folgen und das dringend notwendige Handeln, sowie der Raubbau an der Erde stoßen weiter auf großes Interesse bei den Leser*innen. Auf Platz 3 (Vorwoche: 2) der Sachbuch-Hardcovercharts liegt "Was, wenn wir einfach die Welt retten?" (Kiepenheuer & Witsch; ET: 15. April) von Frank Schätzing, auf Platz 7 (Vorwoche: 6) "Mission Erde – Die Welt ist es wert, um sie zu kämpfen" (Ludwig; ET: 19. April) von Robert Marc Lehmann und auf Platz 11 (wie in der Vorwoche) "Unsere Welt neu denken" (Ullstein; ET: 28. Februar 2020; seit 62 Wochen in unseren Charts) von Maja Göpel. In der Paperbackliste ist es auf Platz 9 (Vorwoche: 10) die beeindruckende Projektion "Deutschland 2050 – Wie der Klimawandel unser Leben verändern wird" (Kiepenheuer & Witsch; ET: 6. Mai) von Toralf Staud und Nick Reimer.

Jetzt reiht sich ein weiterer Titel zum Themenfeld in die Hardcovercharts ein – und zwar gleich neu auf Platz 2:

  • Eckart von Hirschhausen: "Mensch, Erde! Wir könnten es so schön haben" (dtv; ET: 18. Mai)

Der Verlag hat dazu eine Website mit Gewinnspiel eingerichtet (hier). Hirschhausen macht klar, was die globalen Krisen unserer Zeit für die Gesundheit von jedem Einzelnen bedeuten. Dazu hat er Experten verschiedener Gebiete zu Rate gezogen – darunter Godall, Ernst Ludwig v. Weizsäcker, Luisa Neubauer, Sarah Wiener und Harald Lesch. Er "macht sich auf die Suche nach guten Ideen für eine bessere Welt", so der Verlag. Ein Blick in die Leseprobe zeigt zudem ein schön gestaltetes Buch. "Die zentralen Gespräche aus diesem Buch stelle ich zum Hören als Podcast zur Verfügung", schreibt von Hirschhausen in der Einleitung, "einen Teil finden Sie auch auf meinem YouTube-Kanal." Und er freut sich auf Live-Treffen, sobald der Kulturbetrieb wieder weitergehen darf.

In einem Trailer stellt der Autor es selbst vor:

Auf Platz 17 startet neu das Launige "Gysi vs. Sonneborn – Kanzlerduell der Herzen" (Aufabu; ET: 17. Mai) von Gregor Gysi (Die Linke; seine Website) und Martin Sonneborn (Die PARTEI; seine Website). Die Erstauflage habe 15.000 Exemplare betragen, sagt Aufbau-Presseleiterin Silke Ohlenforst gegenüber Börsenblatt online, "aktuell haben wir bereits die dritte Auflage angestoßen". Wie kam das Projekt zustande? Die beiden "kennen sich schon etwas länger und schätzen sich gegenseitig sehr. In der Tradition der Gesprächsbände, die bei Aufbau über die Jahre erfolgreich veröffentlicht wurden, ist der Verlag stets auf der Suche nach interessanten Konstellationen und so kam im Brainstorming mit unserem Autor Gregor Gysi die Idee auf, Martin Sonneborn anzusprechen", so Ohlenforst. Bis zum fertigen Buch habe es dann ein Dreivierteljahr gedauert. Die beiden wollten auf ihre ganz eigene Art und Weise der Diskussion um die Kanzlerkandidatur entgegentreten. Sonneborn sei Satiriker, der als Politiker manchmal plötzlich sehr ernst werde – und Gysi brillanter Politiker, der ohne Humor nicht auskomme. "Beide werfen einen Blick auf die aktuelle Politik – und sagen klar, wie es anders laufen könnte."

Wie fanden die Gespräche in Coronazeiten statt? "Die beiden haben mehrere Tage im Konferenzraum des Verlages verbracht – für alle die, die dabei sein konnten, waren das echte Highlights der Diskussionskultur", schwärmt Ohlenforst.

Zum Marketing habe man eine große Social Media Kampagne geplant, die zum Teil auch schon gestartet sei (kleine Videoclips der beiden im Frage-Antwort-Format). Zudem werde neben anderen Print- und Onlineformaten und einer großen Out-of-Home-Kampagne natürlich auch in der "Titanic" geworben.

Neues gibt es auch vom israelisch-amerikanischen Wirtschafts-Nobelpreisträger Daniel Kahneman: Zusammen mit Olivier Sibony und Cass R. Sunstein legt er "Noise" (Siedler; ET: 17. Mai; Ü: Thorsten Schmidt) vor. Der Titel beginnt neu auf Platz 8 beim Sachbuch (HC). Der Untertitel verrät, um was es geht: "Was unsere Entscheidungen verzerrt – und wie wir sie verbessern können". "Noise" (Störgeräusche) meint die Vielzahl von oft zufälligen Faktoren, die unsere Entscheidungsfindung stören und häufig negativ beeinflussen.

Daniel Kahnemann ist durch seinen Bestseller "Schnelles Denken, langsames Denken" (Siedler, 2012) bekannt geworden, mit der TB-Ausgabe (2016 bei Penguin erschienen) befindet er sich seit 199 Wochen in unseren Sachbuchcharts (TB) – aktuell auf Platz 8 (Vorwoche: 21).

Ratgeber

Klaus Glaetzner (seine Website) betreibt seit 2014 den YouTube-Kanal "Klaus grillt", hat mehrere Hundertausend Follower. Jetzt packt er in lockerem Stil sein Wissen erstmals zwischen zwei Buchdeckel, liefert in "Klaus grillt" (Riva; ET: 18. Mai) seine 60 besten Grill- und BBQ-Rezepte, unter anderem für Gasgrill, Smoker und Dutch Oven. Die Grilltypen beschreibt er eingangs, gibt einen kleinen Craskkurs zu Grilltechniken. Videos zu den Rezepten bietet sein YouTube-Kanal. Glaetzners Buch kommt neu auf Platz 5 in die Ratgebercharts – ist gleichzeitig zweitbester Aufsteiger der Woche (plus 39 Plätze).

Die weiteren neuen im Überblick:

  • Platz 13: "Happy Hashimoto – Das Kochbuch" (Riva; ET: 18. Mai) von Yavi Hameister und Simone Koch
  • Platz 14: "'Take your own time' Tagebuch" (Riva; ET: 18. Mai) von Caro

Der Link zu den Wochenlisten:

https://www.boersenblatt.net/news/bestseller

In dieser Woche haben wir 22 Neueinsteiger sowie 13 Wiedereinsteiger.

Über die Bestsellerlisten

Die Börsenblatt-Bestsellerlisten basieren auf Verkaufszahlen, die von unserem Kooperationspartner Media Control erhoben werden. Hierzu werden wöchentlich, elektronisch die Verkaufszahlen aus den Warenwirtschaftssystemen von deutschlandweit mehr als 6.550 Verkaufsstellen ausgelesen: Sortimentsbuchhandlungen inklusive eCommerce, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhäuser sowie Elektro- und Drogeriemärkte. Bezogen auf das Umsatzvolumen bilden die Daten 88 Prozent des gesamten deutschen Buchmarktes ab. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Text: Matthias Glatthor (Börsenblatt)