Buchcharts – die aktuellen Bestsellerlisten

John Green trumpft jetzt auch im Sachbuch auf

30. Juni 2021

Mit seinem ersten Sachbuch steigt Jugendroman-Star John Green in die Charts ein. Beim Sachbuch punkten zudem die Influencerpaare Coupleontour, dastwinteam und "Gewitter im Kopf" mit biografischen Titeln – sowie ein Plädoyer gegen das Gendern. In den Belletristikcharts sind Fortsetzungen von drei erfolgreichen Fantasy-Reihen neu dabei. Welche das sind, erfahren Sie hier.

Die Wochencharts auf Börsenblatt Online

Ermittlungszeitraum: 21. bis 27. Juni 2021

Für Serienfans: Drei Fantasy-Reihen legen nach

Drei erfolgreiche Fantasy-Universen werden fortgesponnen – und von den Leser*innen in unsere Charts gehoben. "Der Turm der Lichter" (Heyne; ET: 21. Juni; Ü: Michael Siefener) von Brandon Sanderson (seine Website; die offizielle Fan-Website; auch die Penguin Random House Verlagsgruppe hat eine Sanderson-Website eingerichtet) holt sich neu Platz 18 in den Belletristik-Charts (Hardcover) – ist Aufsteiger der Woche (plus 40 Ränge). Im achten Teil (genauer: Buch 4, Teil 2) der Fantasyserie "Sturmlicht-Chroniken" des 45-jährigen US-Autors wird die mittelalterlich strukturierte Welt Roschar von einer offenbar unbesiegbaren Armee überrollt. Nichts scheint gegen sie zu helfen. Fürst Dalinar, Hauptmann Kaladin, die Adlige Schallan und der Orden der Strahlenden Ritter versuchen dennoch, den Feind zu schlagen. Der erste Band der Serie (die Idee hatte Sanderson schon als Teenager) kam im Original 2010 heraus. Auf Anhieb ist es nicht einfach, den Überblick über das Werk des Vielschreibers Sanderson zu erlangen, das laut Wikipedia der High Fantasy (oder epischen Fantasy) zugeordnet wird.

Die Startauflage von "Der Turm der Lichter" habe 20.000 Exemplare betragen, teilt Heyne auf Anfrage mit. Die Münchner haben "Der Weg der Könige", den ersten Band der Reihe, vor gut zehn Jahren publiziert, im April 2011. "Es war die erste Hälfte des ersten Originalbands, den wir wie alle anderen auch aufgrund des Umfangs teilen mussten", so Gabi Beusker, Presse Teamleitung Belletristik bei Heyne. Die neun Bände der Sturmlicht-Chroniken hätten sich, über alle Ausgabearten hinweg, mittlerweile mehr als eine halbe Million mal verkauft.

Warum bringt Heyne die Reihe im Hardcover? Diese Fantasy-Serie sei von ihrem Umfang, ihrer inhaltlichen Vielfalt und ihrer Ausstattung her extrem anspruchsvoll, so Beusker: "Umfänge von bis zu 1.000 Seiten, zahlreiche Bildtafeln im Innenteil, farbige Karten und Illustrationen im Vorsatz und sogar bedruckte Umschlag-Innenseiten – diesem üppigen Lesevergnügen können nur Hardcover mit höchstem herstellerischem Aufwand gerecht werden." Könnte es eine Verfilmung der Reihe geben? Die Filmoption sei in Hollywood verkauft worden, aber mehr Informationen seien zurzeit nicht zu bekommen.

Wie geht es weiter mit der Reihe? "Brandon Sanderson hat die Sturmlicht-Chroniken im Original auf zehn Bände angelegt, sodass wir im Deutschen mit zwanzig Hardcovern rechnen können; wir nähern uns also dem Halbzeithöhepunkt der Serie. Dazu kommen noch eingestreute Kurzromane, die inhaltlich zwischen den Hauptromanen angesiedelt sind", erläutert Beusker.

Auf Platz 25 kommt neu in die Belletristik-Charts (Hardcover) "Die Chroniken von Peter Pan – Albtraum im Nimmerland" (Penhaligon; ET: 28. Juni; Ü: Sigrun Zühlke), Band 4 der "Dunklen Chroniken" aus der Feder der US-amerikanischen Fantasyautorin Christina Henry (ihre Website; dort wird sie als Horror- und Dark Fantasy-Autorin bezeichnet). Sie fabuliert finstere Neuerzählungen von literarischen Klassikern wie "Alice im Wunderland" oder wie hier "Peter Pan". Der englische Originaltitel macht deutlich, wer in ihrer Version im Mittelpunkt steht: "Lost Boy: The True Story of Captain Hook". Hook, der Peter Pan der Lüge bezichtigt. Wie geht es weiter mit den "Dunklen Chroniken"? Für den 18. Oktober kündigt der Verlag den fünften Band "Die Chroniken der Meerjungfrau – Der Fluch der Wellen" an, und im März 2022 soll dann Band 6 "Die Chroniken von Rotkäppchen – Allein im tiefen, tiefen Wald" an. Alle Bände, bis auf die drei "Alice"-Bände, können unabhängig voneinander gelesen werden.

Der dritte im Bunde ist der deutsche Fantasyautor Bernhard Hennen (seine Website), der mit "Schattenelfen – Die Blutkönigin" (Heyne; ET: 21. Juni) in seine "Elfen-Welt" zurückkehrt – und auf Platz 17 neu in den Paperback-Charts (Belletristik) beginnt. Alathaia, die Fürstin von Langollion, "herrscht über ein märchenhaft wohlhabendes und schönes Reich, das all seinen Einwohnern das persönliche Glück ermöglicht", heißt es im Klappentext zum Inhalt. Das ruft Neider auf den Plan, darunter sogar die Königin der Elfen, die sie umbringen lassen will. Um Langollion zu retten, muss die Fürstin "an einen Ort reisen, von dem noch niemand lebend zurückkehrte". Unter ihren Begleitern ist jemand, der ihr nach dem Leben trachtet. Mit seinen Elfen-Romanen stand der "Herr der Elfen" ab 2004 in den Bestsellerlisten, legte hier zuletzt eine mehrjährige Pause ein. Zurzeit liegen von Hennen laut seiner Website knapp dreißig historische und phantastische Romane sowie eine Reihe von Kurzgeschichten vor.

  • Ein YouTube-Video einer Online-Veranstaltung mit Bernhard Hennen zu "Schattenelfen" am 19. Juni auf der Buchmesse Saar, ist hier zu sehen.

Bei "Schneewittchen schläft" (Goldmann; ET: 21. Juni; Ü: Marcus Ingendaay), neu auf Platz 14 der Belletristik-Charts (Paperback), handelt es sich nicht um Fantasystoff, sondern um einen Thriller der britischen Autorin C.J. Tudor. Gabe sieht bei einer Fahrt auf der Autobahn seine fünfjährige Tochter Izzy in einem fremden Wagen, der plötzlich weg ist. Izzy ist seither verschwunden. Noch Jahre später hat Gabe die Suche nicht aufgegeben, fährt die Autobahn immer wieder ab. Tudor hatte bereits mit ihren ersten beiden Thrillern, "Der Kreidemann" (Goldmann, 2018) und "Lieblingskind" (Goldmann, 2019) Bestseller gelandet.

Platz 4 bei der Belletristik (Paperback) geht an den Neueinsteiger "Der Traum von Freiheit" (Lübbe; ET: 25. Juni), der dritte Band der Reihe "Die Kaffeehändler" der Speicherstadt-Saga von Fenja Lüders. Die Handlung spielt in Hamburg Anfang der 1940er Jahre.

Erstes Sachbuch von John Green

Der für seine erfolgreichen Jugendbücher ("Eine wie Alaska", "Margos Spuren", "Schlaft gut, ihr fiesen Gedanken" und "Das Schicksal ist ein mieser Verräter", für das es 2013 einen Deutschen Jugendliteraturpreis gab) bekannte US-Autor John Green (seine Webpräsenz), legt mit "Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?" (Hanser; ET: 18. Mai; Ü:  Henning Dedekind, Friedrich Pflüger, Wolfram Ströle, Violeta Georgieva Topalova) sein erstes Sachbuch vor. Gut einen Monat nach Erscheinen, beginnt es jetzt neu auf Platz 19 in unseren Sachbuchcharts (Hardcover).

"Dieses Buch nahm seinen Anfang als Podcast, in dem ich einige Widersprüche der menschlichen Existenz, so wie ich sie erlebe, aufzeigen wollte", führt Green im Vorwort aus. "Wie können wir beispielsweise so mitfühlend und gleichzeitig so grausam sein, so hartnäckig und gleichzeitig so mutlos?" Er wollte auch über gewisse Punkte schreiben, "an denen sich mein bescheidenes Leben und die gewaltigen Kräfte des Anthropozäns überschneiden. Anfang 2020 – ich schrieb seit zwei Jahren für den Podcast – tauchte allerdings eine gewaltige Kraft auf, in Form eines neuartigen Coronavirus. Seit damals schreibe ich über das Einzige, über das zu schreiben mir möglich ist." Es sei sein "mit Abstand mein bisher persönlichstes Buch, und mein erster Versuch, wirklich über mich als Person zu schreiben", erklärt er in einem Interview auf der Verlags-Website, spricht von den großen Herausforderungen, vor denen wir stehen, vor denen wir sowohl unsere Macht als auch unsere Machtlosigkeit eingestehen müssten. "Vor allem der Klimawandel verlangt die Art von kollektivem globalem Einsatz von uns, an dem wir bisher ziemlich krachend gescheitert sind. Ich will aber die Hoffnung nicht aufgeben. Grund zur Hoffnung gibt es meiner Ansicht nach immer."

John Green, der zusammen mit seinem Bruder Hank den YouTube-Kanal vlogbrothers (3,38 Millionen Abonnenten) betreibt, erklärt in einem sehenswerten Video, wie das ungewöhnliche Buchcover entstand, was es bedeutet – und was er von den Covern seiner bisherigen Bücher hält:

Gleichgeschlechtliche Liebe, Gendern, Tourette, Zwillingsleben

In den Sachbuch- und Ratgebercharts finden sich etliche neue Titel, die wegen besonderer und interessanter Themen ins Auge fallen. Fabian Payr, der Germanistik, Romanistik, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften sowie Musik studiert hat, mischt sich mit "Von Menschen und Mensch*innen" (Springer Fachmedien; ET: 24. März) in die aktuelle Gender-Debatte ein. Er nennt in seinem Buch "20 gute Gründe, mit dem Gendern aufzuhören", so der Untertitel. "In einem nüchternen und zugleich gut lesbaren Stil" versammle Payr "überzeugende Argumente, warum man das Gendern strikt bleiben lassen sollte", urteilte etwa Wolfgang Krischke in der "FAZ". Andere werden sicher anderer Meinung sein, was den Verzicht auf das Gendern betrifft. Payrs Buch steigt neu auf Platz 10 in den Sachbuch-Taschenbuchcharts ein.

Einen Platz vor ihm, neu auf Rang 9 (Sachbuch TB), landet "Hashtag Doppelleben" (mindfulbooks; ET: 4. Juni) der Zwillinge Lara Piaskowy und Nina Piaskowy – die gemeinsam den Instagram-Kanal "dastwinteam" (rund 480.000 Abonnenten) bestücken (mehr über sie auf ihrer Website). Hier packen sie ihren bisherigen Lebensweg und ihr alternatives Familienleben (etwa Zwillings"elternschaft" mit Kind) zwischen zwei Buchdeckel.

In "Love on Tour" (Community Editions; ET: 24. Juni), das auf Platz 4 neu in die Ratgebercharts kommt, schildern Coupleontour, das verlobte Paar Ina und Vanessa aus Berlin, ihre persönliche Geschichte. Die beiden haben auch den gleichnamigen YouTube-Kanal "Coupleontour". Mit fast drei Millionen Followern auf TikTok und über eine Millionen Fans auf Instagram gehören sie mit ihrem Pärchen-Account zu den beliebtesten LGBTQ-Influencern, so der Verlag. "Auch wenn du vielleicht selbst nicht lesbisch, schwul, bi*sexuell, transgender oder queer bist, ist dieses Buch sicher spannend für dich. Je mehr Menschen sich mit LGBT* auseinandersetzen, desto bunter und offener kann diese Welt werden", betont Coupleontour in der Einleitung. Auch bei ihnen ist Gendern ein Thema.

Ebenfalls bei Community Editions erschienen ist "Gewitter im Kopf – Leben mit Tourette" (ET: 21. Juni) von Jan Zimmermann und Tim Lehmann. Jan leidet unter dem Tourette-Syndrom, Tim ist sein bester Freund – gemeinsam betreiben die beiden den YouTube-Kanal "Gewitter im Kopf" (2,23 Millionen Abonnenten), in dem sie über das Leben mit Tourette berichten. Im Buch erzählen sie ihre Geschichte und über die Schattenseiten des Erfolgs. Sie beginnen neu auf Platz 6 in den Sachbuchcharts (Paperback).

Der Link zu den Wochenlisten:

https://www.boersenblatt.net/news/bestseller

Insgesamt haben wir in dieser Woche 19 Neueinsteiger und acht Wiedereinsteiger in die Charts (ohne Essen & Trinken, Ernährung).

Höchstplatzierter Wiedereinsteiger ist Viktor E. Frankl mit "... trotzdem Ja zum Leben sagen" (Penguin; ET: 9. Juli 2018; laut Verlag erstmals im Taschenbuch) – er kehrt auf Rang 7 beim Sachbuch Taschenbuch zurück. Damit kommt er auf 18 Wochen in dieser Liste. Der österreichische Psychologe erinnert sich in dem Klassiker, der erstmals 1946 erschien, an seine Zeit in deutschen Konzentrationslagern.

Über die Bestsellerlisten

Die Börsenblatt-Bestsellerlisten basieren auf Verkaufszahlen, die von unserem Kooperationspartner Media Control erhoben werden. Hierzu werden wöchentlich, elektronisch die Verkaufszahlen aus den Warenwirtschaftssystemen von deutschlandweit mehr als 6.550 Verkaufsstellen ausgelesen: Sortimentsbuchhandlungen inklusive eCommerce, Bahnhofsbuchhandel, Kauf- und Warenhäuser sowie Elektro- und Drogeriemärkte. Bezogen auf das Umsatzvolumen bilden die Daten 88 Prozent des gesamten deutschen Buchmarktes ab. Mehr Informationen dazu finden Sie hier.

Text: Matthias Glatthor (Börsenblatt)