Hamburger Literaturpreis

Lessing-Preis 2021 geht an Uwe Timm

3. Dezember 2021

Der Schriftsteller Uwe Timm wird mit dem Lessing-Preis der Stadt Hamburg geehrt. Das Lessing-Stipendium geht an die Comic-Zeichnerin Birgit Weyhe. Die Preise werden ihnen während der Lessingtage im Januar übergeben.

„Seit Jahrzehnten beweist Uwe Timm, dass es kein Widerspruch sein muss, ein viel gelesener Schriftsteller zu sein und zugleich intellektuell höchsten Ansprüchen zu folgen. Seine großen Romane wie ,Kopfjäger‘, ,Rot‘ und ,Ikarien‘ fügen sich mit seinen bewegenden autobiografischen Büchern zu einer einzigartigen Chronik der Moderne zusammen“, so die Jury in ihrer Begründung. „Auf immer wieder überraschende Weise erzählt Uwe Timm von Kriegen und gesellschaftlichen Aufbrüchen, von Utopien und technischen Innovationen genauso wie von persönlichen und politischen Fehlschlägen, von Leidenschaften, Liebe und Betrug. Dieser Autor beschönigt nichts und besteht zugleich auf dem Prinzip Hoffnung. Nicht zuletzt dies verbindet ihn mit Gotthold Ephraim Lessing.“

Uwe Timm wurde 1940 in Hamburg geboren und lebt in München und Berlin. Er ist Mitglied des PEN, der Akademie der Künste Berlin und der Freien Akademie der Künste Hamburg. Seine Bücher erscheinen im Verlag Kiepenheuer & Witsch, darunter „Heißer Sommer“ (1974), „Morenga“ (1978), „Der Schlangenbaum“ (1986), „Die Entdeckung der Currywurst“ (1993), „Rot“ (2001), „Am Beispiel meines Bruder“ (2003), „Der Freund und der Fremde“ (2005), „Halbschatten“ (2008), „Vogelweide“ (2013) und „Ikarien“ (2017).

Auch Carsten Brosda, Hamburger Senator für Kultur und Medien, lobt Timm. Er sei ein Erinnerungsarbeiter. „Stets politisch, stets den Zeitläufen nachspürend veranschaulichen seine Bücher Humanismus und Geschichtsbewusstsein. Dass seine Geburtsstadt Hamburg ihn nun mit ihrem wichtigsten Literaturpreis ehrt, ist die Anerkennung des großen literarischen Werks eines der bedeutendsten Autoren der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.“

Das Lessing-Stipendium geht an Birgit Weyhe. Die 1969 in München geborene Comic-Zeichnerin verbrachte ihre Kindheit und Jugend in Ugana und Kenia und kehrte nach dem Abitur nach Europa zurück. Sie studierte Germanistik, Geschichte und Illustration. Für ihren 2016 erschienenen Comic ,Madgermanes‘ erhielt sie den Comicbuchpreis der Berthold Leibinger Stiftung und den Max-und-Moritz-Preis des Internationalen Comicsalons Erlangen.

Die Jury begründete ihre Entscheidung so: „Birgit Weyhes Bildgeschichten haben eine starke narrative Kraft, sie gehört zu den Impulsgebern einer neuen Generation von selbstbewussten Zeichnerinnen, die auf die eindrückliche Kombination von Text und Bild setzen.“

Carsten Brosda sagt: Birgit Weyhe arbeitet künstlerisch auf Höchstniveau. In ihren Graphic Novels findet sie Antworten auf Fragen, die unsere Gesellschaft aktuell umtreiben: race, class and gender.“

Die Jury des Lessing-Preises bestand aus:

  • Jan Bürger (Deutsches Literaturarchiv Marbach), Anne-Dore Krohn (Literaturkritikerin RBB),
  • Maike Schiller (Leiterin Feuilleton Hamburger Abendblatt),
  • Selma Wels (Literaturveranstalterin Festival „Wir sind hier“)
  • Robert Zepf (Direktor Staats- und Universitätsbibliothek Carl von Ossietzky) an.

 

Der mit 10.000 dotierte Lessing-Preis der Freien und Hansestadt Hamburg wurde 1929 vom Senat anlässlich des 200. Geburtstags von Gotthold Ephraim Lessing gestiftet. Er wird alle vier Jahre verliehen. Zusätzlich wird das mit 5.000 Euro dotierte Stipendium des Lessing-Preises an Hamburger Autorinnen und Autoren vergeben. Die Preisträger und Preisträgerinnen sollen sich im Sinne Lessings den Maximen der Aufklärung verpflichtet fühlen und sie in ihrer geistigen Arbeit zum Ausdruck bringen.

Kultursenator Dr. Carsten Brosda überreicht beide Auszeichnungen am 23. Januar 2022 um 11 Uhr während der Lessingtage im Thalia Theater.