"Er leuchtet die Angst-Räume unserer Zeit aus"

Österreichischer Buchpreis an Xaver Bayer

10. November 2020

Xaver Bayer erhält für sein Buch "Geschichten mit Marianne" (Jung und Jung) den Österreichischen Buchpreis 2020. Der Debütpreis geht an Leander Fischer. 

Das teilte der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) mit. Aufgrund der derzeit geltenden COVID-19-Maßnahmen konnte die Festveranstaltung anlässlich der Verleihung des Österreichischen Buchpreises am 9. November nicht abgehalten werden.

In der Begründung der Jury für den Siegertitel heißt es: "Ganz alltäglich und entspannt beginnen alle diese 'Geschichten mit Marianne', sie beginnen beim Abwaschen oder mit einem langweiligen Nachmittag, an dem Marianne den Erzähler zu einem Ausflug einlädt. Je harmloser der Anfang, desto grausamer und grotesker der weitere Verlauf. Jede Geschichte setzt neu an und lässt eine Gewissheit des Alltags ins Bodenlose kippen, und sei es der Gang in den Keller."

"Der Erzähler irrt durch den schlammigen Untergrund einer Riesenstadt", so die Jury weiter, "tastet sich im Dunklen durch ein ominöses Schloss oder beobachtet mit Marianne ein Massaker vom Wohnzimmer aus, nachdem er ihr beim Abwasch geholfen hat. Die literarische Moderne wird in diesen Geschichten aufgerufen und souverän in unterschiedlichen Genres eingesetzt – von der Horrorgeschichte bis zur Fantasy-Szenerie. Mit bösem, oft melancholischem Witz leuchtet Xaver Bayer die Angst-Räume unserer Zeit aus, denn immer wieder versinkt sein Held im Chaos, das in leuchtenden Details erzählt wird – letztlich bleibt ihm nur die eigene Fantasie als rettender Ort. Ein brillantes, facettenreiches Nachdenken über unsere Zeit."

Xaver Bayer wurde 1977 in Wien geboren, wo er auch als freier Schriftsteller lebt. Er hat Philosophie und Germanistik studiert.

Für die Shortlist nominiert waren außerdem:

  • Helena Adler: Die Infantin trägt den Scheitel links (Jung und Jung)
  • Monika Helfer: Die Bagage (Hanser)
  • Karin Peschka: Putzt euch, tanzt, lacht (Otto Müller Verlag)
  • Cornelia Travnicek: Feenstaub (Picus).

Der Österreichische Buchpreis ist mit 20.000 Euro dotiert, die vier weiteren Titel der Shortlist mit jeweils 2.500 Euro.