Verleger Jochen Jung über Bücher als Lebenshilfe

Bücher, ja

15. März 2021

Wir können unsere Zeit nicht besser verbringen, als in der Gesellschaft von Autorinnen und Autoren. Denn ihre Bücher sind eine einzigartige Lebenshilfe. Meint Jochen Jung, Verleger des Salzburger Jung und Jung Verlags.

Immerhin – es gibt Bücher. Und gerade in Un-Zeiten wie diesen zeigt sich das als einzigartige Lebenshilfe. Damit meine ich jetzt nicht nur Bibel und Koran etc., mit denen es meist anfing, sondern ebenso die Mythen und historischen Schilderungen der Antike und dann die dem Leben abgeschriebenen oder in seinem Sinn erfundenen Geschichten. Und die tief durchatmenden und Luft holenden Gedichte.

Deren Erfinder, die Autoren, haben sie aufgeschrieben und, sobald das vor über einem halben Jahrtausend erfunden war, drucken lassen.

Seither sind es neben den Druckern die Verleger und Lektoren, die Buchhändler und Buchhändlerinnen, vor allem aber die Leserinnen und die Leser, die das Einzigartige des Menschen, die Sprache, für die Wiedergabe des Lebens nutzen.

Egal, ob Krieg oder Krankheit, Lust und Liebe, Traum oder Alltag, was auch immer uns zum Phantasieren und Nachdenken auf- und anregt, wenn wir es lesen und damit in uns eindringen lassen, kommen wir anderen und mit deren Hilfe uns selber näher, wir erfahren und erleiden bisweilen, was anderen wiederfuhr und auch uns bewegt.

Bücher enthalten Welt und ermuntern uns, darauf mit all unseren Eigenschaften – Humor und Bedauern, Neugier und Besserwissen – zu reagieren. Und das Patente ist: Diese relativ kleinen und wahrlich vielseitigen Dinger sind schon zufrieden, wenn wir uns mit ihnen hinsetzen, sie festhalten und ihnen unsere ganze Aufmerksamkeit widmen, selbst wenn wir gelegentlich nach links zum Glas oder Aschenbecher greifen oder nach rechts unserer Gesellschaft erklären, warum wir gerade gelacht haben.

Selbst wenn man tagsüber nicht in die Buchhandlung konnte – man braucht sich ja nur vor die eigenen Regale zu stellen und wird feststellen, dass man etwa ein Viertel der eigenen Bücher nie gelesen hat – warum auch immer –, man zieht sie heraus, liest die ersten Sätze und will wissen, wie es weitergeht.

Und das ist derzeit ja sowieso unsere Hauptfrage, und bis wir die erhoffte Antwort haben, können auch wir die Zeit nicht besser verbringen als in der Gesellschaft von Autorinnen und Autoren.