Familienromane

Unklare Verhältnisse

24. Februar 2023

Familie ist etwas, das man sich selten aussucht. Sie kann wundervoll oder schrecklich sein. Man kann Geborgenheit in ihr finden, aber auch Hass und Gleichgültigkeit. Über Familien lässt sich viel erzählen.

Alex Schulman war eines Tages klar, dass seine Wut, die er in sich trug, ihn und seine Familie zerstören würde. Er stellte sich seiner Vergangenheit, tauchte ein in die Geschichte der eigenen Familie. Sein berührender Roman „Verbrenn all meine Briefe“ (dtv, 304 S., 23,– €) handelt von seinen Großeltern und von dem dunklen Geheimnis, das sie hüteten. Schulman erzählt auch von ihren vier Kindern, die „einander in wechselnden Konstellationen“ hassten, und von der tiefen Tragik einer lebenslangen Sehnsucht.

Ein altes Haus inmitten der Elbmarsch ist Schauplatz von Romy Fölcks Familienroman „Die Rückkehr der Kraniche“ (Wunderlich, 336 S., 22,– €). Feinfühlig und bewegend erzählt sie von drei Frauengenerationen – Großmutter, Töchter, Enkelin –, die allesamt Geheimnisse mit sich tragen.

Auch in Miku Sophie Kühmels Roman „Triskele“ (S. Fischer, 272 S., 23,– €) stehen Frauen im Mittelpunkt: Drei Schwestern treffen sich in der Wohnung der Mutter, die sich das Leben genommen und wenig hinterlassen hat. Jeweils 16 Jahre trennen die Frauen, die Beziehung zueinander ist abgekühlt. Was bleibt an Gemeinsamkeiten, welche Erinnerungen haben sie an die Mutter? Abwechselnd kommen die drei Ich-Erzählerinnen zu Wort, so entsteht ein origineller, ganz besonderer Familienroman.

Fatma Aydemir entführt in „Dschinns“ (Hanser, 368 S., 24,– €) in das Milieu einer deutsch-türkischen Familie. Das überwiegend in den 1990er Jahren spielende Buch blickt tief in die Geschichte der sogenannten Gastarbeiter, nimmt viele Themen und Erzählperspektiven auf. Ein starker Roman, der von der Herausforderung erzählt, zwischen den Kulturen zu leben - viel beachtet und auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022 gelistet.